Full text: Die vaterländische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 3)

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Sogleich führte Friedrich eine zweckmäßige und wohlwollende Verwaltung 
ein und gewann sich dadurch die Herzen des schleichen Volkes fest und 
dauernd. Er vermehrte aber auch sein Heer um 18000 Mann, verstärkte 
die Werke der schleichen Festungen, um anzuzeigen, daß er das Erworbene 
nicht fahren lassen wolle. 
Österreich war durch den Breslauer Frieden gerettet, und der öfter- 
reichische Erbfolgekrieg nahm für Maria Theresia eine immer günstigere 
Wendung. Sie hatte Böhmen von den Feinden gesäubert, ganz Bayern 
war in ihrer Gewalt, und ihr Bundesgenosse, Georg II. von England, 
hatte mit einem englisch-österreichischen Heere (1643) durch den Sieg bei 
Dettingen (unterhalb Aschaffenburgs am Main) die Franzosen über den 
Rhein getrieben. Ferner war es ihr gelungen, den sächsischen Minister 
Brühl zu gewinnen, der den schwachen Kurfürsten August III. von Sachsen 
in das Bündnis mit Maria Theresia zog. Friedrich fürchtete nun mit 
Recht, daß Maria Theresia die Waffen gegen ihn wenden und die Wieder- 
eroberung Schlesiens in Angriff nehmen würde, sobald Frankreich sich zum 
Frieden bequemt hätte. Deshalb beschloß er, Bayern und Frankreich nicht 
vollständig niederwerfen zu lassen, und rückte mit 80000 Mann „kaiser¬ 
licher Hilfsvölker" im August 1744 in Böhmen ein. So begann Friedrich 
den zweiten schleichen Krieg. 
Bereits im September 1744 nahm er Prag ein, und seine Truppen 
breiteten sich weit nach dem südlichen Böhmen aus, das fast unbesetzt war. 
Bald aber zog der Prinz Karl von Lothringen mit einem zahlreichen 
Heere gegen Friedrich, der nun, vornehmlich durch schlechte Verpflegung 
seiner Truppen und die feindliche Haltung der katholischen Bevölkerung 
gezwungen, sich unter vielen Verlusten im Herbste nach Schlesien zurück- 
ziehen mußte. Dorthin folgten ihm die Österreicher, mit denen sich die 
Sachsen vereinigt hatten, und überschwemmten ganz Oberschlesien, mehrere 
Festungen fielen in ihre Hände. Friedrich befand sich in großer Be- 
drängnis, trotzdem verzagte er nicht; im Vertrauen auf sein tüchtiges Heer 
griff er den Prinzen Karl von Lothringen am 4. Juni 1745 zwischen 
1745 Hohenfriedberg und Striegau (südlich von Liegnitz) an und trieb ihn 
nach glorreichem Kampfe nach Böhmen zurück. Seine Truppen hatten 
Wunder der Tapferkeit verrichtet, vor allem zeichnete sich die Reiterei aus. 
Das Dragonerregiment Bayreuth unter dem General Geßler hatte allein 
20 Bataillone über den Haufen geworfen, 67 Fahnen und 5 Kanonen er¬ 
obert und Taufende gefangen genommen, und kurz vor der Schlacht hatte 
Zieten mit seinem Husarenregiment einen unglaublich kühnen Zug unter- 
nommen. Soweit man den Kanonendonner hörte, waren die Evangelischen
	        
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