Full text: Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte

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f)aben! — A.: Sie werden gnädigst verzeihen; es ist eine Untersuchung 
gewesen, und es ist befunden, daß ich die Untertanen nicht bedrückt, sondern 
sie nur zu ihrer Schuldigkeit angehalten habe! Dennoch bleibt die Sache, 
wie sie ist. Die Bauern werden nicht bestraft; Jhro Majestät geben den 
Bauern immer recht, und der arme Beamte muß unrecht haben! $. • 
Ja! daß Ihr recht bekommt, mein Sohn, das glaub' ich wohl. Ihr werdet 
Eurem Departementsrat brav viel Butter, Kapaunen und Puter schicken. — 
A.. Nein, ^hro Majestät, das kann ich nicht; das Getreide gilt nichts. 
Wenn man für andere Sachen nicht einen Groschen Geld einnähme wovon 
sollte man die Pacht bezahlen? - K.: Wohin verkauft Ihr Eure Butter 
Kapaunen und Puter? - A.: Nach Berlin. - K.: Warum nicht nach 
Ruppm? — 21.: Die meisten Bürger halten Kühe, so viel als sie zu ihrem 
Aufwand brauchen. Der Soldat ißt alte Butter, der kann die frische nicht 
bezahlen! — K.: Was bekommt Ihr für die Butter in Berlin? — 21.* 
Bier Groschen für das Pfund. Der Ruppinfche Soldat aber kauft die 
alte Butter für zwei Groschen das Pfund. - K.: Aber Eure Kapaunen 
und Puter könnt Ihr doch nach Ruppin bringen? - 21.: Beim ganzen 
Regiment sind nur vier Stabsoffiziere, die gebrauchen nicht viel, und die 
Bürger leben nicht delikat; die danken Gott, wenn sie Schweinefleisch haben. — 
Ja, da habt Ihr recht! die Berliner essen gern was Delikates. 
Sagt mir einmal, wo liegt hier Stollen? - 21.: Stötten können Jhro 
Majestät nicht sehen. Die großen Berge dort links sind die Berge bei 
Stötten, auf welchen Jhro Majestät alle Kolonieen übersehen können. 
K.: So? Das ist gut! Dann rettet mit bis dahin. 
Nun kamen Jhro Majestät an eine Menge Bauern, die Roggen 
mäheten, zwei Glieder bildeten, die Sensen strichen und Jhro Majestät so 
durchfahren ließen. 
K.: Was wollen die Leute? — 21.: Jhro Majestät! Sie sind voll 
Freuden, daß Sie so gnädig sind und die hiesige Gegend bereifen. — K.: 
Wie heißt das Dorf hier vorn? — 21.: Barsekow. — K.: Wem gehört's? — 
21.: Dem Herrn von Mützschefatt. — K.: Was ist das für ein Mützsche- 
faH? — 21.: Er ist Major gewesen unter dem Regiment, das Jhro Majestät 
als Kronprinz hatten! — K-: Mein Gott! lebt er noch? — 21.: Nein, er 
ist tot, die Tochter hat das Gut. 
K.: Hört! ist dort der Edelhof? -A.: Ja.'- iL: Das sieht ja elend aus! 
Nun kamen wir ins Dorf Barsekow, wo der Edelhof eingefallen ist. 
Nun kam die eine Mützfchefallsche Tochter, die einen mecklenburgischen 
Edelmann, Herrn von Kriegsheim, geheiratet, beim Umspannen an den 
Wagen. Der König hatte ihnen eine Kolonie von 200 Morgen geschenkt. 
Als sie an ben Wagen kam, überreichte sie Jhro Majestät etliche Früchte. 
Der König bedankte sich dafür, fragte, wer ihr Vater gewesen, wann er
	        
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