Full text: Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte

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Nach solchen Thaten starb er in Paris und wurde begraben in der 
Kirche der heiligen Apostel, welche er mit ber Königin Chlotilbe selbst er¬ 
baut hatte, nachbem seine Herrschaft breißig Jahre gewährt unb er sein 
Leben aus 45 Jahre gebracht hatte. 
13. Die Söyne Modivigs erobern Thüringen. 531. 
Gregor von Tours: „Fränkische Geschichte." 
In bem Reiche ber Thüringer herrschten brei Brüder: Baderich, Jrrninsried 
(Hermanfried) und Berthar. Aber Jrrninsried bezwang feinen Bruder Berthar 
mit Gewalt uud tötete ihn. Dieser hinterließ bei feinem Tode eine Tochter 
Radegunde als Waise, dazu auch Söhne, die nun an Jrminfrieds Hofe 
aufwuchsen. Amalberg« aber, das böfe und grausame Weib des Jrmin- 
sried, die eine Schwestertochter des großen Ostgotenkönigs Theodorich war, 
erregte unter den beiden übrig gebliebenen Brüdern einen Bruderkrieg. 
Als eines Tages ihr Gemahl zum Mahle kam, fand er ben Tisch nur halb 
gedeckt, und da er sie fragte, was das bedeuten solle, antwortete sie ihm: 
„Wer nur das halbe Reich sein nennen kann, muß auch zufrieden sein, 
wenn er den Tisch nur halb gedeckt sinbet." Durch solche unb ähnliche 
Reben aufgereizt, erhob sich Jrminscieb auch gegen seinen Bruder Baderich, 
und im geheimen schickte er Boten an den fränkischen König Theodorich, 
einen Sohn Chlodwigs, um ihn zur Teilnahme an dem Kampfe gegen feinen 
Bruder aufzufordern. „Wenn du ihn tötest," ließ er ihm sagen, „so wollen 
wir sein Reich in gleichen Hälften unter uns teilen." Theodorich war er¬ 
freut, als er solches vernahm, und stieß mit einem Heere zu Jrrninsried. 
Da verbanden sie sich, gelobten sich gegenseitig Treue unb zogen in ben 
Krieg. Als es barauf zum Kampfe kam, unterlag Baberichs Heer, unb 
er selbst verlor burch bas Schwert fein Leben. Theoborich zog nach bem 
Siege in fein Reich zurück; Jrminsried aber vergaß sein Versprechen und 
dachte nicht daran, zu erfüllen, was er dem Könige Theodorich verheißen 
hatte. So hob denn bald unter ihnen große Feindschaft an. 
Theodorich rief, an den Treubruch des Thüringerkönigs gedenkend, 
seinen Bruder Chlotar zu Hilfe und rüstete sich, gegen jenen auszuziehen. 
Dem König Chlotar versprach er einen Teil der Beute, wenn ihnen der 
Himmel den Sieg verliehe. Und als er die Franken versammelt hatte, 
sprach er zu ihnen also: „Gedenket, ihr Franken, der Schmach, welche die 
Thüringer schon früher uns angethan haben, als fie über unfere Bäter 
mit Gewalt hereinbrachen, Geiseln als Friedensunterpfänder mit sich fort- 
nahmen und diese dann doch töteten. Und jetzt hält mir Jrrninsried nicht 
das Versprechen, das er mir gegeben hat. Sehet, wir haben eine gerechte 
Sache; laßt uns also unter Gottes Beistande gegen sie ziehen!" Da die 
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