Full text: Quellen-Lesebuch für den Unterricht in der vaterländischen Geschichte

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Franken das hörten, wurden sie voll Ingrimm und zogen einmütig nach 
Thüringen. 
Als die Franken nun heranzogen, stellten die Thüringer ihnen eine 
Falle. Auf dem Felde nämlich, wo der Kampf entschieden werden mußte, 
gruben sie Löcher, deren Öffnungen sie mit Rasen bedeckten, daß man sie 
nicht bemerken konnte. In diese Löcher stürzten, als es zum Kampfe kam, 
viele der fränkischen Reiter, so daß sie nicht mehr von der Stelle konnten. 
Nachdem man aber die List bemerkt hatte, fing man an, vorsichtiger zu 
sein. Die Thüringer erlitten in dem Kampfe großen Verlust, wandten, da 
auch ihr König Jrminfried schon die Flucht ergriffen hatte, den Rücken 
und kamen bis zum Unstrutslusse. Dort wurden so viele Thüringer nieder- 
gemacht, daß das Bett des Flusses von der Masse der Leichname zugedämmt 
wurde, und daß die Franken über diese, wie über eine Brücke, auf das 
jenseitige Ufer zogen. Nach diesem Siege nahmen die Franken das Land 
Thüringen in Besitz und brachten es unter ihre Botmäßigkeit. 
Chlotar führte Radegunde, die Tochter König Berthars, bei seiner 
Rückkehr als Gefangene mit sich und nahm sie danach zum Weibe. Weil 
er aber ihren Bruder durch schändliche Menschen ermorden ließ, verließ sie 
ihn, wandte sich zu Gott, legte das weltliche Gewand ab, baute sich ein 
Kloster in der Stadt Poitiers und that sich durch Gebet, Wachen und Al- 
mosengeben so hervor, daß sie einen großen Namen unter dem Volke ge- 
wann. 
Als Theodorich in sein Land zurückgekehrt war, ließ er Jrminfried zu 
sich kommen, und er gab ihm sein Wort zum Pfände, daß ihm nichts 
Übles widerfahren solle. Er überhäufte ihn sogar mit Ehrengeschenken. 
Als sie aber eines Tages auf der Mauer der Stadt Zülpich standen und 
miteinander sprachen, erhielt Jrminfried einen Stoß, daß er von der 
Mauer zur Erde stürzte und seinen Geist aufgab. Wer ihn von dort so 
herabgestürzt hat, ist nicht bekannt geworden; man behauptet aber, daß 
Theodorichs Hinterlist an dem Morde schuld gewesen sei. 
14. Mnfrid, gen. Bonifatius. 
Willibald: „Das Leben des heiligen Bonifatius." Lateinisch. Zu der Abfassung 
dieser Lebensbeschreibung wurde der Priester Willibald, der in der Nähe von Mainz in 
dem bei der St. Viktorkirche befindlichen Kloster lebte, von dem Bischof Lullus von Mainz, 
einem Schüler des Bonifatius und dessen Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle, 
veranlaßt. 
Bonifatius durchwanderte langer Wege Krümmungen und vieler Völker 
Gebiete und kam auch zu dem Volke der Hessen. Damals empfingen viele 
Hessen, die dem katholischen Glauben ergeben und durch die Gnade des
	        
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