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einem vom Papst anberaumten Tag und Ort vor der Versammlung der
deutschen Fürsten seinen Anklägern gegenübertrete und nach i>em Richter-
spruch des Papstes entweder das Reich behalte oder willig aufgebe; daß
er ferner auch nach der Freisprechung dem Papste immer untergeben und
seinem Befehle gehorsam bleiben und alle seine Vergehen gegen die Kirchen-
gesetze wieder gut machen wolle. Im Übertretungsfalle aber sei die Lösung
vom Banne ungültig, und die Fürsten sollten, ohne ihn weiter zu hören,
einen anderen König wählen."
Heinrich int Kampf mit seinen Gegenkonigen und seinen Söhnen.
Heinrichs Gegner unter den deutschen Fürsten warteten aber den Schieds-
spruch des Papstes nicht ab. Sie versammelten sich in Forchheim und
wählten an Heinrichs Stelle Rudolf von Schwaben zum Könige, nachdem
er der Kirche die freie Bifchofswahl und den Fürsten sortan die Wahl des
Königs zugestanden hatte. Ausdrücklich wurde das deutsche Reich für ein
Wahlreich erklärt und von den Fürsten folgender inhaltsschwere Be-
Muß gefaßt: „Die königliche Gewalt über Deutschland kann niemandem
durch Erbrecht zufallen, wie dies früher Sitte gewesen; sondern ein Sohn
des Königs kann die Krone nur durch freiwillige Wahl erlangen. Wenn
ein solcher die dazu nötigen Eigenschaften nicht hat, oder das Volk ihn
nicht will, so steht es in der Macht des Volkes, wen es will, auf den
Thron zu erheben." In dem nun ausbrechenden Bürgerkriege war Heinrich
wenig glücklich. Er wurde im Jahre 1080 bei Flarchheim (bei Mühl-
hausen i. Th.) und bei Hohenmölsen (unweit Lützen) geschlagen. In dieser
Schlacht verlor Rudolf die rechte Hand, mit der er seinem Kaiser einst die
Treue gelobt hatte, und starb an der Verwundung. Heinrichs Übergewicht
war jetzt so groß, daß er an einen Zug nach Rom denken konnte. Hier
hatte der Papst inzwischen aufs neue den Bannstrahl gegen den König
geschleudert. Nachdem ihn Heinrich hatte absetzen und einen Gegenpapst
wählen lassen, ging er im Jahre 1081 nach Italien, um Rache an Gregor
zu nehmen. Den weiteren Kampf in Deutschland hatte er seinem tapferen
und umsichtigen Schwiegersohn, Friedrich von Hohenstaufen, über-
tragen. In Italien fielen Heinrich die Lombarden zu, und nun zog er
vor Rom, wo sich Gregor befand. Dreimal belagerte er die stark befestigte
Stadt, bis im Jahre 1084 die Römer dem Könige die Thore öffneten.
Nun erhielt Heinrich von feinem Papste die Kaiferkrone und schloß Gregor
in der Engelsburg ein. Als der Normannenherzog Robert Guiscard mit
starkem Heer zur Befreiung Gregors heranrückte, kehrte Kaiser Heinrich
nach Deutschland zurück. Gregor wurde zwar von dem Normannenherzog
Robert Guiscard befreit, mußte aber vor dem Haffe der Römer in die