Full text: Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 (Theil 2)

Deutschland unter eigenen Königen. 29 
Wenn er sich aus fernem Lande, vielleicht auf längere Zeit, entfernen 
müßte. Wie ein anderer zeitgenössischer Geschichtsschreiber, Arnold 
von Lübeck, erzählt, hätte Heinrich dem Kaiser bei einer persönlichen 
Zusammenkunft Gold und Silber, und was er sonst für fein Heer 
brauche, bereitwillig angeboten, nur feine persönliche Beteiligung an 
dem Feldzuge verweigert. „Er fei", habe er gesagt, „durch Strapazen 
und Feldzüge in Italien und anderwärts erschöpft, auch bereits eilt 
Greis." Das Letzte war unrichtig, denn Heinrich war damals erst 
46 Jahre alt. Als darauf der Kaiser, der alles Gewicht auf die 
persönliche Heeresfolge Heinrichs legte, ihm sogar als ein Flehender 
zu Füßen gefallen fei, habe Heinrich tiefbeftürzt ihn aufgehoben, 
dennoch aber bei ferner Weigerung behcirrt. Wenn Heinrich, wie es 
heißt, bei einer zweiten Zusammenkunft als Preis feiner Teilnahme 
am Kriege von dem Kaiser die Überlassung der Reichsstadt Goslar 
gefordert hat, so war dies wohl nur eilt Vorwand, da er wissen 
tonnte, daß der Kaiser ihm diese Forderung nicht gewähren würde. 
So mußte Friedrich ohne diesen mächtigen Bundesgenossen den 
Zug nach Italien antreten. Bei Legnano erlitt er (1176) gegen die 
Städte eine furchtbare Niederlage. Er mußte nun mit dem lombar¬ 
dischen Städtebnnde' und mit Papst Alexander unterhandeln. Die 
Städte erhielten ihre Selbständigkeit und das Recht, ihre Obrig¬ 
keiten zn wählen und Bündnisse unter sich zu schließen, gewährleistet, 
dagegen erkannten sie die Oberhoheit des deutschen Kaisers an und 
bewilligten ihm gewisse Stenern. Dem Papst Alexander III. huldigte 
Friedrich als einzig rechtmäßigem Oberhaupte der Christenheit. 
Es begreift sich, daß Friedrich nach solchen Demütigungen und 
nach dem Scheitern aller ferner Pläne in Italien mit tiefem Haß 
gegen Heinrich nach Deutschland zurückkehrte. Die Feinde Heinrichs 
benutzten dies, um den Kaiser noch mehr gegen letztem zn reizen, 
auch ihrerseits allerhand Beschwerden vorzubringen und auf feine 
Absetzung, als eines Beleidigers der Majestät, zu dringen. Der 
Kaiser fetzte nun, wie Arnold berichtet, nicht sowohl einen förmlichen 
Reichstag, als einen sog. Hoftag (bei welchem immer nur ein Teil 
der Fürsten erschien) nach Worms an. Vor diesem sollte Heinrich 
sich verantworten. Wie Arnold ebenfalls andeutet, hätte Heinrich 
„durchschaut", daß dort nur feine Feinde zu Gericht über ihn sitzen 
würben, fei daher nicht dorthin gegangen und ebensowenig zu einer 
zweiten Versammlung in Magdeburg, habe aber den Kaiser um eine 
persönliche Unterredung gebeten. Bei dieser habe der Kaiser von dem 
Herzog eine hohe Summe gefordert, damit er bei den Fürsten Für-
	        
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