Deutschland unter eigenen Königen. 29
Wenn er sich aus fernem Lande, vielleicht auf längere Zeit, entfernen
müßte. Wie ein anderer zeitgenössischer Geschichtsschreiber, Arnold
von Lübeck, erzählt, hätte Heinrich dem Kaiser bei einer persönlichen
Zusammenkunft Gold und Silber, und was er sonst für fein Heer
brauche, bereitwillig angeboten, nur feine persönliche Beteiligung an
dem Feldzuge verweigert. „Er fei", habe er gesagt, „durch Strapazen
und Feldzüge in Italien und anderwärts erschöpft, auch bereits eilt
Greis." Das Letzte war unrichtig, denn Heinrich war damals erst
46 Jahre alt. Als darauf der Kaiser, der alles Gewicht auf die
persönliche Heeresfolge Heinrichs legte, ihm sogar als ein Flehender
zu Füßen gefallen fei, habe Heinrich tiefbeftürzt ihn aufgehoben,
dennoch aber bei ferner Weigerung behcirrt. Wenn Heinrich, wie es
heißt, bei einer zweiten Zusammenkunft als Preis feiner Teilnahme
am Kriege von dem Kaiser die Überlassung der Reichsstadt Goslar
gefordert hat, so war dies wohl nur eilt Vorwand, da er wissen
tonnte, daß der Kaiser ihm diese Forderung nicht gewähren würde.
So mußte Friedrich ohne diesen mächtigen Bundesgenossen den
Zug nach Italien antreten. Bei Legnano erlitt er (1176) gegen die
Städte eine furchtbare Niederlage. Er mußte nun mit dem lombar¬
dischen Städtebnnde' und mit Papst Alexander unterhandeln. Die
Städte erhielten ihre Selbständigkeit und das Recht, ihre Obrig¬
keiten zn wählen und Bündnisse unter sich zu schließen, gewährleistet,
dagegen erkannten sie die Oberhoheit des deutschen Kaisers an und
bewilligten ihm gewisse Stenern. Dem Papst Alexander III. huldigte
Friedrich als einzig rechtmäßigem Oberhaupte der Christenheit.
Es begreift sich, daß Friedrich nach solchen Demütigungen und
nach dem Scheitern aller ferner Pläne in Italien mit tiefem Haß
gegen Heinrich nach Deutschland zurückkehrte. Die Feinde Heinrichs
benutzten dies, um den Kaiser noch mehr gegen letztem zn reizen,
auch ihrerseits allerhand Beschwerden vorzubringen und auf feine
Absetzung, als eines Beleidigers der Majestät, zu dringen. Der
Kaiser fetzte nun, wie Arnold berichtet, nicht sowohl einen förmlichen
Reichstag, als einen sog. Hoftag (bei welchem immer nur ein Teil
der Fürsten erschien) nach Worms an. Vor diesem sollte Heinrich
sich verantworten. Wie Arnold ebenfalls andeutet, hätte Heinrich
„durchschaut", daß dort nur feine Feinde zu Gericht über ihn sitzen
würben, fei daher nicht dorthin gegangen und ebensowenig zu einer
zweiten Versammlung in Magdeburg, habe aber den Kaiser um eine
persönliche Unterredung gebeten. Bei dieser habe der Kaiser von dem
Herzog eine hohe Summe gefordert, damit er bei den Fürsten Für-