Full text: Grundriß der Geschichte

XVI. Zeitalter der Revolution. Erstes Kapitel. 245 
als batavische Republik und seine italienischen Besitzungen an die von 
den Franzosen neugebildete cisalpinische Republik (Mailand) abtrat 
und dafür Jstrien, Dalmatien und den größten Teil von Venedig er- 
hielt. Die Eifersucht zwischen Österreich und Preußen gestattete 
ein solches Umsichgreifen der französischen Republik. 
Jetzt verfolgte Bonaparte den kühuen Gedanken, durch einen neuen 
Alexanderzug von Ägypten aus nach Indien gegen die dortige eng- 
lischt Handelsmacht das meerbeherrschende England zu stürzen. Mit einer 
gewaltigen Armada landete er inAlexandrien, verkündete dem ägyptischen l>98. 
Volke die Befreiung von der Mameluckenherrschaft und die „Men¬ 
schenrechte," feierte pomphaft einen Sieg über die Mamelucken „bei den 
Pyramiden" und hielt seinen Triumpheinzug in Kairo. Da traf 
ihn die niederschmetternde Nachricht von der Vernichtung der stolzen 
französischen Flotte durch den englischen Admiral Nelson in der Bucht 
von Abukir bei Alexandrien. Ein Unternehmen nach Syrien scher- 
terte vor Akko, die Nachricht von der UnHaltbarkeit der Direktorial- 
regierung rief ihn nach Frankreich zurück. Die seltsame Expedition 
blieb ohne Gewinn für Frankreichs Machtstellung, sie nutzte aber der 
Wissenschaft besonders durch den Anfang der Entzifferuug der Hie- 
roglyphen durch Champollion, sie berauschte die Welt durch den 
Ruhm Bouapartes, wurde die Schule eines ihm ganz ergebenen 
Heeres, sowie tüchtiger Unterfeldherrn und erwarb ihm bei den Fran- 
zosen eine glückverheißende Popularität. Inzwischen hatte da» ^,ii*ef- 
torium die auswärtigen Kriege fortgesetzt, die es bedurfte, um das 
französische Volk zu blenden und von der innern Zerrüttung abzulenken. 
Die in revolutionärer Wühlerei geübten französischen Feldherrn wußten 
unter dem Scheine der Befreiung der Völker, doch unter fortgesetzten 
Räubereien aus Genua eine ligurische, in der Schweiz eine l) el-16v- 
vetische, in Neapel eine parthenopeische und im Kirchenstaate eine 
römische Republik als Tochter-Republiken der „großen Nation" zu 
schaffen: der greise Papst wurde als Gefangener nach Frankreich ge- 
schleppt. Die neue „französische Freiheit" kostete den Völkern 
unendliche Opfer und machte sie zu Sklaven französischer Machthaber; 
der Revolutionssturm fegte aber auch manche berotteten Zustände 
hmweg und beseitigte links des Rheines die kläglichen Zustände deutscher 
Kleinstaaterei. 
Äriea der 2. Koalition (1798-1802), Bonapartes 2. italienischer Feldzug. Die 
Konsularregierung (1799 — 1804). Der Reichsdeputationshaupt,chluy (1803). 
§ 148. Der grenzenlose Übermut der französischen Republik ver- 
anlaßte die 2. Koalition, zu welcher sich England unter des jüngern 
Pitt Leitung. Österreich. Rußland, Neapel, wo die Republik schnell 
wieder in Blut erstickt worden war. und bie Türkei vereinigten. 
Preußen unter beut jungen friedliebenden Friedrich Wilhelm III. 
blieb neutral; seine Seiter wähnten kurzsichtig inmitten eines Welt-
	        
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