246 Dritter Abschnitt. Geschichte der Neuzeit.
konflikts ohne kriegerische Mitwirkung eine gewinnbringende Nolle durch-
führen zu können. Erzherzog Karl siegte wiederholt über die
Franzosen; der alte russische Held Suwarow bereitete den republika-
nischen Schöpfungen in Italien zwar ein schnelles Ende, mnßte aber
schließlich unter den schwersten Anstrengungen seinen berühmten Rück-
zug aus der Schweiz bewerkstelligen. Die Engländer sorgten nur
für ihren Vorteil nnd entführten die Holl and ische Flotte; darüber
aufgebracht verließ Kaiser Paul von Rußland die Koalition.
Bonaparte hatte nach seiner Rückkehr aus Ägypten als 1. Konsul die
Regierung Frankreichs übernommen und begann seinen 2. italienischen
1800. Feldzug, stieg kühn über den großen St. Bernhard, gewann
durch den Sieg von Marengo Oberitalien und erzwang nach der
Niederlage der Öesterreicher bei Hohenlinden in Bayern gegen
1801.Moreau durch den Marsch auf Wien den Frieden zu Lüneville.
1802. Auch England schloß den Frieden zu Amiens, nachdem es noch die
dänische Flotte im Hafen von Kopenhagen vernichtet hatte.
Die Direktorialregierung in Frankreich, „das Reich der Gauner",
wie mau sie nannte, war bei allen Parteien völlig in Mißachtung ge-
raten. Der Rat der Alten ernannte Bon aparte zum Befehls-
Haber der bewaffneten Macht, dieser spielte den Retter der
Republik und löste das Direktorium auf; die wütend auf ihn
eindringenden Volkstribunen im Rate der Fünfhundert ließ er durch
seine Grenadiere unter Murat aus dem Sitzungssaale jagen, und so
richtete er die Konsularregierung auf, die alle Macht in seine, tu
die Hand des auf 10 Jahre durch Volksabstimmung (Plebiseit) ge-
1799. wählten 1. Konsuls legte. Derselbe hatte mit dem Staatsrate
nnd unter dem Beirate zweier andern Konsuln die ausübende Ge-
walt, er eruannte alle Staatsbeamte, wählte die lebenslänglichen
Senatoren als Wächter der Verfassung uud der Gesetze, welche
lOOTribuuen diskutierten, und über die der gesetzgebende Körper
(300 Mitglieder) abstimmte. Die Revolution hatte ihr Ende erreicht
in der Militärherrschaft eines großen Generals. Bonaparte
ernannte den schlauen Talleyrand zum Minister des Auswärtigen,
den bewährten Caruot zum Kriegsminister; Sieyes wurde Senats-
Präsident. Alte Jakobiner gewann er durch die reichen Besoldungen,
die sie als Senatoren, Tribunen und Gesetzgeber erhielten, die Priester
und den Bauernstand durch das Gesetz der Kultusfreiheit, den
bürgerlichen Mittelstand durch Herstellung des Staatskredits mittelst
Errichtung einer Staatsbank und durch eiserne Strenge gegen Ver-
untreuungen durch Beamte; er gestattete die Rückkehr der Emi-
granten, um die Royalisten zu versöhnen, und verbündete sich durch
ein Konkordat mit Papst Pius VII. die einflußreiche katholische Kirche.
Nach außen begründete er durch seinen 2. italienischen Feldzug das
Übergewicht Frankreichs, im Innern verschaffte seine gewaltige Hand
dem nach Ruhe lechzenden Lande ein neues Aufblühen. Durch