Full text: Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte von der Reformation bis zur Aufrichtung der napoleonischen Militärherrschaft (Teil 2)

§ 2. Kaiser Karls V. vergeblicher Kampf gegen Luther usw. 7 
b) Der Bauernkrieg. 1525. Oer Kufstand der süddeutschen und thürin- 
gischen Bauern war oeranlaßt durch harte Bedrückungen seitens der adligen 
und geistlichen Herren, durch schlimme Mißstände im Gerichtswesen und 
durch die irrtümliche Kuffassung der Lehre Luthers „von der Freiheit 
eines Christenmenschen". 
vgl. Lambeck a. a. G. II, Heft 42, 5.14—19. 
Die Bewegung, der kleinere Bauernerhebungen („Der arme Ronrad" und 
„Oer Bundschuh") um die Wende des 15. Jahrhunderts vorausgegangen waren, 
begann im Schwarzwald, pflanzte sich durch Südbayem bis nach Salzburg fort, 
drang dann nach Franken und schließlich ins nördliche Thüringen. Nord- und Oft- 
Deutschland blieben von der Bewegung unberührt. Ihre gemäßigten und teil- 
weise berechtigten Forderungen faßten die Bauern zusammen in den „12 Ar¬ 
tikeln" (u.a. freie Pfarrerwahl, Aufhebung der Leibeigenschaft, Ermäßigung der 
Frondienste, Hecht auf Jagd, Fischfang und holz zu Bau- und heizzwecken), 
vgl. A.Richter a.a. ©., 5. 177, Die zwölf Artikel der Bauern. Dasselbe in Lambeck 
a. a. CD. I, Heft 10a, S. 9; Sevin a. a. ©. BÖ. 6, 5. 59; Schmieder a.a. ©. I, S. 106. 
Führer waren in Süddeutschland der berüchtigte Metzler, der ehrliche 
Ritter Florian Geyer und auf kurze Zeit, wider seinen Willen, der Ritter Götz 
von Berlichingen (mit der eisernen Hand). Art der Spitze der thüringischen Auf- 
rühr er stand der ehemalige Pfarrer und einstige Anhänger Luthers Thomas Münzer. 
Luther empfahl zuerst aus IHitleid mit den Bauern, ihre berechtigten Forde¬ 
rungen zu erfüllen. Als sie aber die zwölf Artikel völlig außer acht ließen, sen¬ 
gend und brennend die Lande durchzogen, in Weinsberg den Grafen von hel- 
fenstein und zahlreiche andere Ritter anderwärts grausam ermordeten, Städte 
und Klöster verwüsteten und die gemäßigten Elemente in ihren Reihen nicht 
mehr zu Worte kommen ließen, verlangte er zornig die Unterwerfung der 
„stürmenden" und „tollen" Bauern von den Fürsten. 
Diese sammelten in Thüringen und Franken Heere. Bei Frankenhausen ver¬ 
nichteten Landgraf Philipp von Hessen und der Nachfolger des inzwischen ver¬ 
storbenen Kurfürsten Friedrich des Weisen, Johann der Beständige, den heerhaufen 
der thüringischen Bauern. Thomas ITtünzer, der sich vor der Schlacht erboten 
hatte, die Kugeln mit seinem Mantel aufzufangen, wurde gefangen und grau¬ 
sam hingerichtet. 
3n Süddeutschland erlag die Bauernschaft den wohlgerüsteten Scharen 
des Truchseß von lvaldburgund des hohenzollern Albrecht von Ans¬ 
bach. Etwa 50000 Bauern fanden den Tod. 
„Niederlage der fränkischen Bauern", in h. Benzmann a. a. ©. I, 5.185. 
Fast überall wurde der Druck, der den Aufstand hervorgerufen hatte, noch 
schlimmer, und der Bauernstand versank noch mehr in Roheit und dumpfe Gleich¬ 
gültigkeit. 
Über Adel, Bürger und Bauern im Reformationszeitalter vgl. fl. Richter a. a. ©., 5.174. 
Über den Bauernkrieg vgl. Lambeck a. a. ©. I, Heft 10a, 5.10—11. 
Desgl. II, Heft 42, 5. 22—27. 
Seoin a.a. ©.Bd. 6, S. 59—63.
	        
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