104 Zweiter Zeitraum. Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte usw.
angetreten hatte, zog Heinrich VI. die Markgrafschaft als erledigtes Reichslehen
ein. Er wollte sie vermutlich zum hohenstaufischen hausbesitz schlagen. Zwei
Jahre lang, bis zu Heinrichs VI. Tode, blieb Meißen unter hohenstaufischer Ver¬
waltung.
Unterdessen war Dietrich vom Kreuzzuge heimgekehrt, ließ sich vom König
Philipp, dessen Partei er ergriff, mit der Mark belehnen, nahm tätigen Anteil
an Philipps Kämpfen gegen den Gegenkönig ©tto IV., fiel aber kurze Zeit vor
der Ermordung Philipps wider alles Erwarten aus familiären Gründen von
ihm ab.
Nachdem er, gleich den übrigen vorher hohenstaufisch gesinnten Zürsten,
vorübergehend ©tto IV. unterstützt hatte, wurde er Anhänger Friedrichs II.
Kämpfe mit dem König von Böhmen, dem Erzbischof von Magdeburg
und mit dem aufsässigen Landadel der Leipziger Pflege gingen nebenher. Nur
mit List gelang ihm die Einnahme der trotzigen Stadt Leipzig, die von ihm
eine Schmälerung ihrer Vorrechte befürchtete. Durch drei Burgen hielt er sie fort¬
an in Gehorsam. Eine derselben wurde später zur pleißenburg ausgebaut, die
erst vor wenigen Jahren dem neuen Leipziger Kathause weichen mutzte. Da¬
mals erhielt Leipzig auch das dem heiligen Thomas geweihte Augustiner-
Hoster. 3m Zusammenhang damit wurde der Grund zur Thomaskirche,
der heutigen Hauptkirche Leipzigs, gelegt. Nach späterer Überlieferung soll auch
Dietrich der Bedrängte durch Gift eines plötzlichen Todes gestorben sein.
3. Heinrich der Erlauchte. 1221—1288.
$ür den erst dreijährigen Sohn Dietrichs, Heinrich, führte anfangs sein
©heim, der Landgraf von Thüringen, dann seine Mutter Jutta, die Schwester
dieses Landgrafen, die Regentschaft.
Mit 16 Jahren trat er die Regierung an und vermählte sich bald darauf
mit einer österreichischen Prinzessin. Die dadurch erworbene Anwartschaft auf
das Herzogtum Österreich trat er später gegen die Herrschaften Sayda und
purschenstein an König ©ttokar von Böhmen ab.
Er zählte zu den treuesten Anhängern Kaiser Zriedrichs II., vermählte
seinen Sohn Albrecht (den Entarteten) mit des Kaisers Tochter Margarete
und erhielt an des Sohnes Statt für die versprochene Mitgift von 10000 Mark
Silber das pleitznerland zum Pfand (das war ein Gebiet, das sich südlich von
Leipzig über Altenburg bis etwa nach Crimmitschau, östlich bis nach Leisnig und
Eolditz erstreckte).
Noch größeren Landgewinn brachte ihm der Tod des kinderlosen letzten
Landgrafen von Thüringen, des als Gegenkönig Zriedrichs II. schon er¬
wähnten Heinrich Raspe (1247). Als Sohn der Landgrafentochter Jutta war
Heinrich dem Erlauchten schon früher mit Heinrich Raspes Zustimmung vom
Kaiser die Belehnung mit Thüringen zugesagt worden. Die Besitzergreifung
des stattlichen Gebietes stieß jedoch auf den Widerstand zweier entfernten Ver¬
wandten des thüringischen Landgrafengeschlechts, der Gräfin Sophie von Brabant