Full text: Neue, speciell preußische Geschichte (Teil 3)

Napoleon Bonaparte. 107 
denen ein Senat von 80 Mitgliedern zur Seite stand, wurden auf 
10 Jahre gewählt und Bonaparte zum ersten Konsul und alleinigen 
Oberbefehlshaber ernannt (1799). 
Im Frühjahr 1800 ging dieser über den großen St. Bernhard 
nach Italien und gewann (in der Ebene von Alessandria) über die 
Öftreicher den großen Sieg bei Mar engo. In demselben Jahre ward 
ein östreichisches Heer in Baiern geschlagen, und Kaiser Franz mußte sich 
zum Frieden von Luueville 1 (1801) verstehen, durch den alles 1801 
deutsche Land westlich des Rheins an Frankreich kam. 
Das deutsche Reich verlor dadurch 1150 □ Meilen und über 3 Millionen 
Einwohner; die weltlichen Fürsten dagegen verloren nichts. Sie wurden (durch den 
„Reichsdeputationshauptschluß" 1803) durch aufgehobene Bistümer, Stifter und 
freie Reichsstädte reichlich entschädigt. In Paris wurde mit deutschen Bistümern 
und Abteien ein wahrer Handel getrieben. Preußen erhielt statt 43 □Meilen, die 
es verloren, 178 wieder, nämlich die Hochstifter Paderborn und Hildesheim, das 
mainzische Thüringen, einen Teil von Münster, die Abteien Herford, Quedlinburg, 
Elten, Essen, Werden und Goslar. Von dm 52 freien Reichsstädten blieben nur 6 
(Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck) bestehen. Bon den 
9 Kurwürden 2 fielen die drei geistlichen weg; dafür traten Hessen-Kassel, Württemberg, 
Baden und Salzburg ein. 
Bald wurde auch mit Rußland und England Frieden geschlossen. 
Während der Friedenszeit richtete Bonaparte sein Augenmerk auf die 
inneren Angelegenheiten Frankreichs: er versöhnte sich mit dem Papste 
und führte den christlichen Gottesdienst wieder ein, hob die Schulen und 
beförderte den Handel und Verkehr. Zum Dank ernannte ihn das Volk 
zum Konsul auf Lebenszeit. 
ä) Napoleon wird Kaiser. Das genügte aber dem Ehrgeizigen 
noch nicht, ihn gelüstetete nach der Alleinherrschaft. Eine angebliche 
Verschwörung gegen sein Leben mußte ihm den Weg dazu bahnen. Die 
als Verschworene Gebrandmarkten wurden teils verbannt, teils gefangen 
gesetzt; der Herzog von Enghien aber, der ein Verwandter Ludwigs XVI. 
ft>ar und im Badischen lebte, ward mitten im Frieden durch Soldaten 
nach Frankreich geschleppt und erschossen. Das deutsche Reich nahm 
diesen Schimpf ruhig hin. Freunde des Gewaltigen stellten dem Volke 
vor, es werde nicht eher Ruhe, als bis Bonaparte die erbliche Kaiser¬ 
würde angenommen haben würde. Der Senat bot sie ihm an; er nahm 
sie an mit den Worten: „Ich nehme den Titel an, weil der Senat ihn 
für den Ruhm der Nation zuträglich hält; ich hoffe, daß Frankreich die 
Ehre, mit welcher es meine Familie nmgiebt, nie bereiten werde." Am 
2. Dezember 1804 wurde Bonaparte als Napoleon I. zu Paris vom 1804 
Papste zum Kaiser gekrönt, wobei er selber sich und seiner Gemahlin die 
Krone aufsetzte. Die Glieder seiner Familie wurden Prinzen und Prin- 
zessinnen mit reichen Einkünften, seine Generale, meistens ans den Reihen 
der gemeinen Soldaten, wurden Marschälle; die alten Orden wurden 
* Luneville (fpr. Lüuwil) in Lothringen, westlich von Straßburg. 
versehene St ^re es im deutschen Reiche 324 verschiedene, mit Landeshoheit
	        
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