Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberstufe mehrklassiger Schulen

Gebrauch — vollständiger Gottesdienst mit Choral, Liturgie, Predigt 
und Segen. 
In der Predigt, die der Hof- und Garnisonprediger Rogge hielt, 
wurden folgende Gedanken besonders hervorgehoben: „Gottes Wille ist 
es, der wunderbar und gnaden¬ 
reich in unserer Geschichte sich ver¬ 
zeichnet findet. Eine 170jährige 
Vergangenheit des preußischen 
Königreichs liegt hinter uns, eine 
Zeit, in der, durch gottgegebene 
Anlagen geweckt, durch gottgesandte 
Prüfungen gestärkt, Fürsten der 
seltensten Art und der mannig¬ 
fachsten Kraft ein kleines Land zum 
Segen des ganzen Deutschlands 
in eine große Völkermacht umge¬ 
wandelt haben; jetzt ein Fürst, 
SC eiserne Zucht des ehrbaren Fleißes 
M und des strengen Rechtsgefühles 
M im Herzen — dann ein anderer 
M voll Kühnheit des hohen Willens 
¡Ü —: dann ein anderer voll Treue 
|S des Ausharrens in den Bedräng- 
|§' nissen schwerer Tage; alle voll von 
C Selbstvergessen und Verleugnen 
ihrer selbst, voll Gewissenhaftigkeit 
in der Sorge um das Vaterland, 
Friedrich Fra»? II., Sroßl,cr?og von Mecklenburg- um den Wohlstand, die Kraft und 
Schwerin, Lommandeur des XIII. Xrmcccorps. Bildung des Volkes. Wir bekennen 
uns froh des Dankes, den wir dem 
Ewigen schulden, wir Angehörige des Volkes, das Gott so gesegnet hat. 
Der Herr segne das Reich, seine Fürsten, seine Stämme! er befestige sie 
in dem Bande der Eintracht und Treue!" 
Nachdem der Segen gesprochen war, gieng der König von Preußen 
auf die Erhöhung der rechten Seite, stellte sich vor die Fahnen und ver¬ 
kündete mit lauter Stimme, die darüber ausgestellte Urkunde vorlesend, 
die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs. . f 
Der Bundeskanzler Graf von Bismarck empfieng darauf den Beseht, 
die Proclamation, welche der Kais^an das deutsche Volk gerichtet, zu 
lesen: „Wir, Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen, — 
nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmüthlgen Rus 
an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen Reiches dre seit 
mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu 
übernehmen, und nachdem in der Verfassung des deutschen Bundes me 
entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß Wir 
es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem 
Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und freien Städte Folge zu leisten 
und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden Wir um
	        
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