Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

IV. Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48. 
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So geschah es, daß der Katholizismus, gekräftigt durch den 
Jesuitenorden und das Tridentinum, große Fortschritte machte. 
Am Mederrhein und in Westfalen erfolgte die Gegenreformation. 
In noch höherem Grade war das der Fall unter der Regie¬ 
rung Rudolfs II. 1576 — 1612, der, von den Jesuiten in Spanien 
erzogen, trübsinnig, in wissenschaftliche Liebhabereien und alchi¬ 
mistische Träumereien vertieft, willenlos und eigensinnig, sich 
von seiner streng katholischen Umgebung leiten ließ. Im Erz¬ 
bistum Köln wurden alle reformatorischen Regungen ausgerottet. 
Ein Streit im Straßburger Stift endete zu TTngunsten der Pro¬ 
testanten. Erzherzog Ferdinand, Rudolfs U. Vetter, führte 
in Steiermark, Kärnten und Krain die Gegenreformation durch 
(1600 wurde der große Astronom Johannes Kepler aus Graz 
a. d. Mur vertrieben). Als schwere Vergewaltigung empfanden 
die Protestanten das Vorgehen des eifrig katholischen Herzogs 
Maximilian von Bayern gegen die protestantische Reichsstadt 
Donauwörth, wo die Prozession des katholischen Klosters ge¬ 
stört worden war (1606 — 8). 
Daher und infolge von Streitigkeiten über die Zulässigkeit 
der Einziehung geistlicher Güter traten (1608) zu Ahausen in 
Ansbach unter der Führung Friedrichs IV. von der Pfalz fünf 
kleinere protestantische Fürsten zur Union zusammen. Ihr gegen¬ 
über bildete sich (1609). die viel stärkere katholische Liga unter 
Maximilian von Bayern. 
Zwischen beiden Parteien schien der Krieg ausbrechen zu 
sollen über die Jülichsche Erbfolgefrage. Am Mederrhein war ein 
stattlicher Staat entstanden, der sich aus folgenden Gebieten zu¬ 
sammensetzte: 1. dem Herzogtum Jülich zu beiden Seiten der 
Roer, eines rechtsseitigen Nebenflusses der Maas, 2. dem Herzog¬ 
tum Kleve zu beiden Seiten des Niederrheins mit Kleve und 
Wesel, 3. dem Herzogtum Berg auf der rechten Rheinseite mit 
Düsseldorf, 4. der Grafschaft Mark im Gebiet der Ruhr, 5. der 
Grafschaft Ravensberg zwischen der oberen Ems und der 
mittleren Weser mit Bielefeld. Als Herzog Johann Wilhelm 1609 
kinderlos starb, machten auf diese Länder Anspruch die beiden 
protestantischen Fürsten Johann Sigismund von Brandenburg 
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