IV. Der Dreißigjährige Krieg 1618 — 48.
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Unter ihnen war Sachsen im 16. Jh. in den Vordergrund
getreten: das kleine Wittenberg war der Mittelpunkt der prote¬
stantischen Welt geworden. Kurfürst Mo ritz (1541 bezw. 47 — 53)
vollendete die Organisation der sächsischen Landeskirche und
erhob Kursachsen an die Spitze des protestantischen Deutschlands.
Er stärkte die landesherrliche Gewalt gegenüber dem Adel, be¬
gann ein monarchisches Beamtentum zu schaffen und die Ver¬
waltung zu zentralisieren, an deren Spitze der Hofrat stand, gab
dem obersten Gerichtshof des Landes zu Leipzig eine neue
Ordnung, stattete die Universität mit reichen Mitteln aus und
gründete die Fürstenschulen zu Pforta, Meißen und Grimma.
Sein Bruder und Nachfolger August (1553 — 86) förderte Berg¬
bau, Handel (Leipzig) und Gewerbe wie die geistige Kultur in
dem Grade, daß Sachsen das wirtschaftlich am meisten entwickelte
deutsche Land ward. Verhängnisvoll aber war Augusts Verzicht
auf eine energische Politik im Reiche, auf die nachdrucksvolle
Vertretung der protestantischen Interessen. Ein Rückgang Sach¬
sens trat ein unter seinen Nachfolgern Christian I. (1586 — 91)
und Christian II. (1591 —1611); auf diesen folgte sein Bruder
Johann Georg I. (1611 — 56).
In Brandenburg gewannen nach Joachim I. (1499 —1535)
(§ 80 a) die Landstände einen bedeutenden Anteil an der Landes¬
verwaltung infolge der Schuldenlast, die durch Joachims II.
(1535 — 71) Prachtliebe entstanden war. Da er und sein Sohn
Johann Georg (1571 — 98) zu deren Tilgung die Hilfe der
Stände brauchten, mußten sie ihnen wichtige Rechte zugestehen.
Die Reichspolitik dieser Kurfürsten wie ihrer Nachfolger Joachim
Friedrich (1598—1608) und Johann Sigismund (1608—19)
war ebenso schwächlich wie in Sachsen. Für die territoriale
Entwicklung des Staates wurde zweimal eine Gefahr herauf¬
beschworen. Joachim I. trennte im Widerspruch mit dem Haus¬
gesetz des Albrecht Achilles, der Dispositio Achillea von 1473,
die über die Bestimmungen der Goldenen Bulle noch hinaus¬
gehend die Unteilbarkeit der Marken verfügte, die Neumark
(Ktistrin) ab und gab sie seinem jüngeren Sohne Johann; doch
starb dieser bald nach dem älteren Bruder Joachim II. ohne
männliche Erben. Später wies Johann Georg seinen Söhnen aus
Brettschneider, Hilfsbuch f. Seminare. Is. 3. Aufl. 11