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bliierter Gegner Casars, der sich zurückgesetzt fühlte. Brutus hatte anfangs
gezögert, der Verschwörung beizutreten. Auf seinem Richterstuhle saud er
deshalb oft Zettel mit der Inschrift: „Brutus, schläfst du?" oder: „Du bist
nicht Brutus". Am 15. März 44 sollte die schwarze Tat vollbracht werden.
An diesem Tage fand nämlich eine Senatssitzung statt, in der beschlossen werden
sollte, daß Cäsar zwar in Italien den Titel „Diktator", außerhalb Italiens
aber den Titel „König" führen sollte. Man hatte Cäsar gewarnt; dennoch
begab er sich in den Senat. Als er sich auf seinem Stuhle niederließ, um-
drängten ihn die Verschworenen, um ihn um Begnadigung eines Verbannten
zu bitten. Ihre Bitte wurde abgewiesen. Da brachte ihm einer der Ver-
schworenen mit dem Dolche die erste Wunde am Halse bei. Cäsar ergriff den
Dolch und rief: „Verfluchter, was machst du?" Aber schon war er von vielen
Stichen verwundet. Als er auch seinen geliebten Brutus unter den Mördern
erblickte, soll er schmerzlich ausgerufen haben: „Auch du, mein Sohn Brutus?"
Dann verbarg er das Gesicht in seinem Mantel und sank, von 23 Dolchstichen
getroffen, entseelt an der Bildsäule des Pompejus nieder.
2p. Rom wird ein Kaiserreich.
1. Das zweite Triumvirat. Die Mörder Cäsars fanden bei dem
Volke nicht den erhofften Beifall; aber der Senat stellte sich auf ihre Seite
und übertrug einigen von ihnen die Verwaltung wichtiger Provinzen. Damit
waren jedoch Antonius, ein Freund des Ermordeten, und Oetaviänus,
der Neffe und Erbe Cäsars, nicht einverstanden. Sie schloffen mit Leptdus,
dem Statthalter des jenseitigen Galliens, ein Bündnis, das sogenannte zweite
Triumvirat, und zogen mit ihrem Heere nach Rom, um an den Mördern
Cäsars und an ihren Gegnern Rache zu nehmen. Die angesehensten Männer,
300 Senatoren und 2000 Ritter, wurden erbarmungslos hingemordet. Dann
suchten sie ihre Feinde auf, die in Mazedonien ein großes Heer gesammelt
hatten. Bei Philippi kam es irrt Jahre 42 zur entscheidenden Schlacht. Zuerst
wurde Cassius, zwanzig Tage später cntch Brutus besiegt. Beide Feldherren
gaben sich selbst den Tod, um nicht in die Hände ihrer Gegner zu fallen.
2. Octavianus wird HlleinberrTcber. 31 v. Chr. Die Sieger waren
jetzt die Herren des römischen Reiches, dessen Provinzen sie unter sich verteilten.
Octavianus erhielt das Abendland, Antonius das Morgenland. Lepidns
bekam die Provinz Afrika, wurde aber später beiseite geschoben. Octavianus
regierte von Rom aus sein weites Gebiet. Antonius führte in Griechenland
und Ägypten ein üppiges, schwelgerisches Leben. Bald verfeindete er sich mit
Octavianus, da er dessen Schwester, die seine Gemahlin war, von sich stieß,
um sich mit Kleöpatra, der Königin Ägyptens, vermählen zu können. Als er
deren Söhne mit römischen Provinzen beschenkte, wurde er vom Senat in die
Acht erklärt. Abendland und Morgenland rüsteten gegeneinander. Bei dem
Vorgebirge Aktinm kam es im Jahre 31 zu einer entscheidenden Seeschlacht.
Octavianus siegte. Antonius und Kleöpatra flohen nach Ägypten. Als ihnen
Octavianus auch dorthin folgte, gaben sie sich selbst den Tod. Ägypten wurde