82. Das Ordensland Preußen u. der Fortgang der ostdeutschen Kolonisation. 119
33. Das Ordensland Preußen und der Fortgang
der ostdeutschen Kolonisation.
1 Die heidnischen Preußen. Das alte Deutsche Reich erstreckte
sich im Osten bis zur Elbe. Durch die Kämpfe, die Albrecht der Bar
und Heinrich der Löwe jenfeit der Elbe geführt hatten, war bie Grenze
bis in die Odergegend vorgeschoben und auch das Christentum in den
Gebieten zwischen Elbe und Oder ausgebreitet worden. Die alten
Preußen, die an der Ostsee, zwischen Weichsel und Memel, wohnteii,
widerstanden lange dem Christentum; fie opferten ihren heidnischen
Göttern, erschlugen die christlichen Sendboten und unternahmen m
die deutschen Gebiete verheerende Einfälle und Streifzüge. Kaum
konnten sich die umwohnenden Christen der unruhigen Nachbarn erwehren.
2. Die Eroberung des Preußenlandes. Vergeblich versuchte der
polnische Herzog Konrad von Masovien zu Anfang des 13. Jahr-
Hunderts, die Preußen zu unterwerfen und zu bekehren. Da rief er
die Hilfe des deutschen Ritterordens an und versprach ihm das
Knlmerland als Lohn. Der staatskluge, weitblickende Hochmeister des
Ordens. Hermann von Salza, folgte dem Rufe, da er ahnte, daß
die christlichen Waffen das Heilige Land doch nicht auf die Dauer fest-
halten könnten, ließ sich aber von Kaiser Friedrich II. alle zu er-
obernben Lande als freies Eigentum übertragen. Ums Jahr 1230
schickte er die ersten Ordensritter gegen die Preußen und begann die
Eroberung des Landes. Dieser Zug galt als Kreuzzug, fo daß viele
Kreuzfahrer sich den Rittern anschlössen. Tapfer kämpften die alten
Preußen für ihren Glauben und ihre Freiheit; dennoch ward ein
Stamm nach dem andern unterworfen. Der Orden sicherte sich das
Eroberte stets durch die Anlegung fester Ordensburgen, an die sich dann
Städte anlehnten. Thorn und Kulm waren die ersten deutschen
Städte im Weichselgebiet; später wurden Marienwerder, Danzig,
Elbing und Königsberg gegründet. Nach etwa fünfzigjährigen
Kämpfen war die Eroberung des Preußenlandes vollendet uud die
Herrschaft des Ordens gesichert. In den erbitterten Kämpfen war die
altprenßifche Bevölkerung fast gänzlich aufgerieben, fo daß ihr Land
später durch Kolonisten aus dem Westen Deutschland neu besiedelt
werden mußte. Der Orden verlieh das Land au deutsche Grundherren
und deutsche Bauern; diese kultivierten dasselbe und ernteten zumal in
den fruchtbaren Weichselniederungen reichen Ertrag. Nun wohnten
Deutsche bis an die Ufer der Memel. Deutsche Sprache, deutsche Sitte
und Art breitete sich durch sie in dem fremden Lande aus; deutsche
Orte entstanden, und ihre deutschen Namen, wie Friedland, Osterode,
Mornngen, Hohnstein, Straßburg u. a. verraten noch heute, woher die
Besiedler jener Gegenden gekommen sind. Mit dem Deutschtum hatte
auch das Christentum im alten Preußenlande eine Stätte gefunden.
So wurde Preußen ein deutsches, christliches Land.
3. Das Ordensland Prenßen. Der neue Staat, den der deutsche
Ritterorden an der Ostsee errichtet hatte, hieß Ordensland Preußen;
Laudesherr war der Ordensmeister. Aus dem Heiligen Lande ver-