Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

32. Das Ordensland Preußen u. der Fortgang der ostdeutschen Kolonisation. 121 
der heutigen „Sachsen" in Siebenbürgen. Sprache und Sitte sind 
dort deutsch geblieben bis heute. (Der Name stammt wahrscheinlich von 
der Sibinburg, die von den deutschen Einwandern im 12. Jahrhundert 
am Flusse Sibin (ungar. Szeben) errichtet wurde und nach der zunächst 
der umliegende Landesteil, später das ganze Gebiet benannt ward. 
Sibinburg ist das heutige Hermannstadt, das im Ungarischen noch 
den alten Namen „Nagt) Szeben" bewahrt hat). — Was auf 
dem festen Lande durch die Fürsten geschah, das bewirkte von der 
Ostsee aus die Stadt Lübeck; deutsche Städte, meist von Lübeck aus 
gegründet, entstanden auf deu Inseln der Ostsee, an der schwedischen, 
der finnischen, der russischen und der deutschen Küste. An der Ans- 
dehnnng des Deutschtums nach Osten sind alle deutschen Stämme be- 
teiligt. Nach Nordosten zogen Niedersachsen, Westfalen, Friesen und 
brachten mit sich die niederdeutsche Sprache, die noch heute dort herrscht. 
Die Wettiner zogen Siedler ans Thüringen und aus Ostfranken heran; 
Thüringer und Franken siedelten auch in Schlesien. Die Ostalpen, 
Böhmen und die Donaugebiete wurden von Bayern und Schwaben ans 
versorgt. Alle die Siedler, die im 12. und 13. Jahrhundert nach Osten 
gezogen sind, haben etwa zwei Drittel des heutigen Reichsbodens 
deutsch gemacht. 
5. Anlage deutscher Dörfer im Osten. Bei der Einrichtung eines 
deutschen Dorfes erhielt ein Unternehmer, der Ansiedler heranführte, 
vou dem Landesherrn ein größeres Landgebiet zugewiesen. Einen Teil 
desselben behielt er selbst als zinsfreies, erbliches Lehen und führte da- 
nach den Titel Erb- oder Lehnfchulze; mit bem Erbschulzenamte über¬ 
nahm er bie niebere Gerichtsbarkeit, Polizei unb Verwaltung. Ein 
anberer Teil würbe für bie Unterhaltung ber Kirche bestimmt. Die 
übrigen Länbereien teilte ber Unternehmer in kleine, gleich große Stücke 
(Hufen) auf unb überwies sie beit Ansiedlern. Diese besaßen bie Hufen 
zwar nicht zu vollem Eigentum, aber boch erblich als freie Männer und 
zahlten davon nur einen geringen Zins an den Grundherrn und den Zehnten 
an die Kirche. Mitten durch solch ein neues Ansiedlergebiet wurde 
eine breite Straße gezogen, an die auf beiden Seiten rechtwinklig die 
erwähnten Grundstücke mit ihren Gehöften stießen. So entstanden die 
ostdeutschen Reihen- oder Straßendörfer zum Unterschiede von 
den altdeutschen Haufendörfern. — In ähnlicher Weise wurde bei der 
Einrichtung von neuen deutschen Städten oder bei der Umwandlung 
slavischer Ortschaften in deutsche Dörfer verfahren. 
1. Warum setzten die Ordensritter die Namen ihrer Städte und Kirchen mit 
dem Namen Maria zusammen. 2. Woher kommt es, daß Schwarz-Weiß die 
preußische Landesfarbe ist? 3. An welchen Ortsnamen ist die Bestedelung Preußens 
durch Deutsche nachzuweisen? Benutze beim Aufsuchen solcher Orte die Karte 
und das Eisenbahnkursbuch! 4. Schreibe solche Orte auf und vergleiche die Namen 
mit gleich oder ähnlich klingenden in deiner Heimat! Was ist daraus zu schließen? 
5. Vergleiche die Dorfanlage im Osten mit der in deiner Heimat! 6. Versuche 
nach der Karte oder nach dem Eisenbahnkursbuch deutsche und slavische Ansiedlungen 
in Thüringen, in beiden Sachsen und in Schlesien nach ihrem Namen zu bestimmen! 
7. Inwiefern ist die ostdeutsche Kolonisation eigentlich nur eine Rückeroberung? 
8. Vergleiche damit das heulige Ansiedelungswesen in Posen und Westpreußen! 
9. Inwiefern ist die ostdeutsche Kolonisation von besonderer Bedeutung für das 
neue Deutsche Reich geworden?
	        
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