— 16 —
7. Karls Sorge für Schule und Kirche. — Zur Zeit
Karls des Großen gehörten Bücher zu den Seltenheiten,
weil die Buchdruckerkunst noch nicht erfunden war, uud alle
Bücher geschrieben werden mußten. Nur wenige Franken
konnten lesen und schreiben. Selbst Karl hatte in seiner
Jugend nicht schreiben gelernt und übte sich darin noch in
seinem Alter.
An seinem Hose zu Aachen stiftete er eine höhere Schule,
die auch seine Töchter besuchten und berief fromme und ge-
lehrte Männer dahin. Diese nannte er seine Freunde und
verkehrte gern mit ihnen. Durch diese Männer ließ er die
alten Lieder sammeln und unter seiner Aufsicht die Bibel
abschreiben. In der hohen Schule zu Tours gab es einen
besonderen Saal für die Abschreiber. Noch jetzt werden zu
Aachen, Wien, Paris uud Rom Bücher und Schriften aus
der Zeit Karls des Großen aufbewahrt.
In höheren Schulen wurden Priester zu ihrem Berufe
ausgebildet. Karl war ein frommer und tätiger Christ. Er
gründete neue Bistümer, Kirchen und Klöster und beschenkte
sie reichlich. In den Kl öfters chnlen unterrichteten die
Mönche die Jugend im Lesen, Schreiben und in der Religwn.
Sie sorgten dabei sür Arme und Kranke und beherbergten
Reisende; denn Gasthöfe gab es in damaliger Zeit nur
wenige. Die Kirchen wurden mit Heiligenbildern geschmückt,
und zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ Karl Sänger
und Orgelspieler aus Italien kommen.
Karls des Großen Besuch in einer Schule. —
Einmal trat Karl selbst in die Schulstube, hörte eine Weile zu
und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der Kinder zeigen.
Die Fleißigen mußten auf seine rechte Seite treten, die
Trägen auf seine linke. Auf die linke Seite kamen fast alle
vornehmen Kinder, die meisten armen aber auf die rechte.
Dann wandte sich Karl freundlich zu den armen Kindern
und lobte sie. Zürnend wandte er sich hierauf an die vor-
nehmen, aber trägen Kinder und sprach: „Werdet ihr nicht
steißig, so soll kemer von euch wieder vor meine Augen
kommen, und ich werde euch strafen, wie ihr es verdient!"
8. Karls des Großen häusliches Leben. - Wenn
Karl nicht auf Kriegszügen abwesend war, wohnte er
meistens in seinem Schlosse zu Aachen. Dvrt hatte er eine
große Wirtschaft. Des Morgens stand er früh auf. Seine
Diener erschienen, und er gab jedem seine Befehle für den
Tag. Seine Söhne und Töchter ließ er unterrichten, und
er wohnte dem Unterrichte häufig selbst bei. Nach dem