Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Schule

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7. Karls Sorge für Schule und Kirche. — Zur Zeit 
Karls des Großen gehörten Bücher zu den Seltenheiten, 
weil die Buchdruckerkunst noch nicht erfunden war, uud alle 
Bücher geschrieben werden mußten. Nur wenige Franken 
konnten lesen und schreiben. Selbst Karl hatte in seiner 
Jugend nicht schreiben gelernt und übte sich darin noch in 
seinem Alter. 
An seinem Hose zu Aachen stiftete er eine höhere Schule, 
die auch seine Töchter besuchten und berief fromme und ge- 
lehrte Männer dahin. Diese nannte er seine Freunde und 
verkehrte gern mit ihnen. Durch diese Männer ließ er die 
alten Lieder sammeln und unter seiner Aufsicht die Bibel 
abschreiben. In der hohen Schule zu Tours gab es einen 
besonderen Saal für die Abschreiber. Noch jetzt werden zu 
Aachen, Wien, Paris uud Rom Bücher und Schriften aus 
der Zeit Karls des Großen aufbewahrt. 
In höheren Schulen wurden Priester zu ihrem Berufe 
ausgebildet. Karl war ein frommer und tätiger Christ. Er 
gründete neue Bistümer, Kirchen und Klöster und beschenkte 
sie reichlich. In den Kl öfters chnlen unterrichteten die 
Mönche die Jugend im Lesen, Schreiben und in der Religwn. 
Sie sorgten dabei sür Arme und Kranke und beherbergten 
Reisende; denn Gasthöfe gab es in damaliger Zeit nur 
wenige. Die Kirchen wurden mit Heiligenbildern geschmückt, 
und zur Verherrlichung des Gottesdienstes ließ Karl Sänger 
und Orgelspieler aus Italien kommen. 
Karls des Großen Besuch in einer Schule. — 
Einmal trat Karl selbst in die Schulstube, hörte eine Weile zu 
und ließ sich dann die schriftlichen Arbeiten der Kinder zeigen. 
Die Fleißigen mußten auf seine rechte Seite treten, die 
Trägen auf seine linke. Auf die linke Seite kamen fast alle 
vornehmen Kinder, die meisten armen aber auf die rechte. 
Dann wandte sich Karl freundlich zu den armen Kindern 
und lobte sie. Zürnend wandte er sich hierauf an die vor- 
nehmen, aber trägen Kinder und sprach: „Werdet ihr nicht 
steißig, so soll kemer von euch wieder vor meine Augen 
kommen, und ich werde euch strafen, wie ihr es verdient!" 
8. Karls des Großen häusliches Leben. - Wenn 
Karl nicht auf Kriegszügen abwesend war, wohnte er 
meistens in seinem Schlosse zu Aachen. Dvrt hatte er eine 
große Wirtschaft. Des Morgens stand er früh auf. Seine 
Diener erschienen, und er gab jedem seine Befehle für den 
Tag. Seine Söhne und Töchter ließ er unterrichten, und 
er wohnte dem Unterrichte häufig selbst bei. Nach dem
	        
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