Full text: Griechen und Römer (Teil 2)

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Schwester, der junge Oktavian (der nachmalige Kaiser Augustus) sei, 
und für den Fall, daß dieser und die andern Schwesterenkel keine Erben hätten, 
Brutus, sein Mörder, Erbe werden solle. Endlich fand man, daß er jedem 
römischen Bürger eine Summe von etwa 60 Mark und seine Gärten der 
Allgemeinheit vermacht habe. Dies alles machte der Konsul An-- 
t o n i n s, Cäsars Freund, dem Volke in der Leichenrede bekannt, die er auf 
dem Markte dem Entseelten hielt. Alles war dabei darauf berechnet, Liebe 
und Mitleid für Cäsar und Rache gegen seine Mörder zu erwecken. Auf einer 
Erhöhung stand ein Tempel von vergoldetem Holze, und unter demselben sah 
man die Leiche auf einem Bette von vergoldetem Elfenbein, mit einem Purpur- 
teppich bedeckt. Daneben hing die blutige Toga des Ermordeten, zu dessen 
Haupt der Redner stand. Er erzählte von der Liebe des Ermordeten für die 
Bürger und hob endlich das blutige Gewand in die Höhe, in welchem er die 
vielen Dolchstiche erkennen ließ. Die Wut des Volkes wurde dadurch aufs 
höchste gesteigert. Viele tausend Augen vergossen Tränen; unzählige Hände 
ballten sich vor Wut und konnten nur durch Gewalt abgehalten werden, die 
Häuser der Mörder in Brand zu stecken. Diese hielten sich endlich in Rom 
nicht mehr sicher und entwichen aus der Stadt. — Antonius, ein junger, 
ehrgeiziger, der Schwelgerei sehr ergebener Mann, benutzte diese Verwirrung 
der Umstände, um sich zur höchsten Macht emporzuschwingen. Der Senat 
haßte und fürchtete ihn; aber alles, was er verlangte, mußte geschehen. 
Oktavian. Um diese Zeit kam der 18jährige Oktavian aus Kleinasien, 
wo er studierte, nach Rom geeilt. Er besaß eine weit über sein Alter gehende 
Schlauheit und Gewandtheit. Den Redner Cicero suchte er vor allem auf, 
nannte ihn seinen Vater und bat sich seinen Rat aus. Dabei versäumte er nicht, 
sich in die Gunst des Volkes zu setzen; er teilte Geld mit vollen Händen aus, 
stellte prächtige Schauspiele an und zog besonders die Soldaten Cäsars durch 
reiche Geschenke auf seine Seite. Die Feindschaft zwischen ihm uud Antonius 
brach bald los. Beide warben Tmppen, und Antonius flüchtete sich endlich 
nach Oberitalien, um von dort aus Rom zu erobern, wie einst Cäsar. Sogleich 
bot der geschmeidige Oktavian dem Senate seine Dienste an und zog mit den 
beiden Konsuln und einem Heere gegen Antonius zu Felde. Dieser wurde 
bei M u t i u a (Modena) geschlagen; die beiden Konsuln fielen in der Schlacht 
und Oktavian stellte sich an die Spitze des Heeres. 
Zweites Triumvirat. 43. Antonius flüchtete nach Gallien, wo 
der Statthalter L e p i d u s ihm neue Truppen zuführte. Beide rückten 
nun gegen Oktavian auf Rom los. Letzterer hielt aber mit ihnen wider 
Erwarten eine Zusammenkunft. Die drei verabredeten miteinander, 
gemeinschaftlich das Römische Reich zu teilen, alle ihnen feindlich gesinnten 
Männer hinrichten zu lassen und sich ihres Vermögens zu bemächtigen. — Nun 
begann ein furchtbares Morden, und die Soldaten als Vollstrecker der Mord- 
befehle wurden reich belohnt. 
Gttbe des Brutus und Kassius. Schlacht bei Philippi. 42. Brutus, 
Cassius und alle die, welche eifrige Freunde der Republik waren, hatten sich 
nach Kleinasien gewendet, Tmppen geworben und wollten gegen die Tri- 
umvirn Krieg führen. Antonius und Oktavian gingen über das Adriatische 
Meer nach Griechenland ihren Widersachern entgegen, und beiPhilippi,
	        
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