Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte (Teil 1 = Vorstufe)

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mit den Schweden zu verbinden, um sich zum Könige von Böhmen 
Zu machen. Der Kaiser sprach daher über ihn die Reichsacht ans. 
Bald darauf wurde er zu E g e r in seinem Schlafzimmer ermordet. 
Das Soldatenleben. Zu den Soldaten gehörte allerlei arbeits 
scheues Gesindel, das sich hatte anwerben lassen. Kam das verwilderte 
Kriegsvolk in ein Dorf, so quartierte es sich frech ein und stahl den 
Bauern Würste, Schinken, Vieh, Geld und wertvolle Sachen; denn 
nur durch Stehlen und Plündern ernährten sich die Soldaten. In 
den Drangsalen des Krieges bildete sich unter den vielgeplagten 
Landleuten ein Sinn der Rache aus, so daß Soldat und Bauer sich 
gegenüberstanden wie Wolf und Hund. Es sträubt sich das Gefühl, 
die verübten Greuel zu nennen, welche die rohen Söldner an Männern, 
Frauen und Kindern ausübten. — Sollte für das Heer ein Feld- 
l a g e r eingerichtet werden, so wählte man dazu einen Platz, den 
man leicht verteidigen konnte. Für den Anführer und die Offiziere 
wurden Zelte errichtet, und die Gemeinen bauten sich kleine Hütten 
aus Pfählen, Brettern und Stroh. Hier hausten die Soldaten mit 
ihren Weibern und Kindern, die in großer Anzahl mit in den Krieg 
gezogen waren. Die umliegenden Orte mußten zwangsweise Schlacht¬ 
vieh und Lebensmittel liefern. Nach kurzer Zeit aber verschwanden 
die nächsten Dörfer vom Erdboden- denn alles Holz und Dachstroh 
wurde durch die Soldaten von den Häusern gerissen und verbrannt 
oder zu Lagerstätten verwendet. — Hatten die Kriegsleute eine Schlacht 
gewonnen oder eine reiche Stadt geplündert, so schwelgten sie mit 
Weib und Kind im Überfluß. Oft herrschte aber auch großer Mangel: 
denn es kam vor, daß man in den verwüsteten Landschaften nichts 
mehr auftreiben konnte. Auch allerlei ansteckende Krankheiten traten 
mitunter ein, und die Not erreichte oft einen hohen Grad. 
Ter Westfälische Friede. Folgen des Krieges. Nach Wallen- 
steins Tode dauerte der Krieg noch viele Jahre fort; aber endlich 
wurde zu Münster und Osnabrück der Westfälische Friede 
geschlossen (1648). Das Elsaß wurde mit Ausnahme der Freien Reichs¬ 
stadt Straßburg an Frankreich abgetreten und vom Deutschen 
Reiche getrennt; die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel 
Rügen usw.; an Brandenburg, wo damals der Große Kurfürst regierte, 
fielen Hinterpommern, die Bistümer Kamin (in Hinterpommern), 
Minden, Halberstadt und das Erzbistum Magdeburg. Die Protestanten 
erlangten mit den Katholiken gleiche Rechte. — Wie sah es aber damals 
in nnserm Vaterlande aus? — Die Felder waren unbebaut; denn die 
Hälfte der Bewohner war in der Kriegszeit teils durch das Schwert,
	        
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