— 38 —
Das Königliche Schloß. Zur Zeit Friedrichs I. bestand das
Schloß zu Berlin aus mehreren verschiedenartigen Häusern. Diese
ließ der König durch den Blldhaner und Baumeister Schlüter zu
einem gemeinsamen Gebäude verbinden. Noch heute erregt jenes
Bauwerk, genannt das Königliche Schloß, unsere Bewunderung.
Sophie Charlotte, die Gemahlin Friedrichs I., besaß eine hervor¬
ragende Bildung und war den Wissenschaften und Künsten zugeneigt.
Das prunkvolle Leben am Hose sagte ihr nicht zu. Viel lieber Pflegte
sie den Verkehr mit Gelehrten, und auch mit den Bürgern stand die
hohe Frau im besten Einvernehmen. Ihr Gemahl schenkte ihr das
Dorf Lützen und ließ daselbst durch den Baumeister Schlüter
ein Schloß erbauen, in welchem Sophie Charlotte im Kreise geistreicher
Männer die glücklichsten Tage verlebte. Diese Besitzung wurde später
zu ihrem Andenken Charlottenburg genannt und zur Stadt
erhoben.
Friedrichs Ende. Als Friedrich sein Ende nahe fühlte, bereitete
er sich auf den Tod vor und verschied in christlicher Fassung.
17. Kenia Friedrich tvilhelin I. 1713—1740.
Seine Augend. Schon in seiner Jugend zeigte Friedrich Wilhelm,
der Sohn Friedrichs I., eine große Vorliebe sür den Soldatenstand.
Mit seiner Kompanie von Kadetten, die aus adligen Knaben
seines Alters gebildet war, stellte er unermüdlich Übungen an. Auch
zeigte er großen Ordnungssinn, und seine Rechnungsbücher, die
noch heute erhalten «sind, beweisen, wie er sie gewissenhaft führte
und mit seinem Taschengelde sparsam umging. Zu den Wissenschaften
und Künsten fühlte er sich jedoch nicht hingezogen und entsprach in
dieser Hinsicht weder den Wünschen des Vaters, noch denen der Mutter-
Sophie Charlotte.
Regierungsantritt und Lebensweise. Als Friedrich Wilhelm
die Regierung antrat, schaffte er den prachtvollen und kostspieligen
Hofhalt seines Vaters ab, richtete einen knappen Haushalt ein und
lebte als König kaum anders als ein Landedelmann oder Bürger.
Er sah selber nach allem; auch den Küchenzettel ließ er sich vorlegen
und prüfte ihn auf Heller und Pfennig. In seinen Sitten war er derb,
doch gerecht, bieder und gottessürchtig. In der eigenen Familie war
der König ein Muster guter Zucht und Sitte. Mit Strenge hielt er
im Lande auf Ordnung und verlangte, daß man ihm ohne Widerrede
gehorche. Als er einst erfuhr, daß der Potsdamer Torschreiber des
Morgens stets lange schlief und die Bauern vor dem Schlagbaum