Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte, besonders aus der brandenburgisch-preußischen, von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Jetztzeit (Teil 1)

7. Ungarnschlacht. Das Bild veranschaulicht eine Szene aus der 
Schlacht auf dem Lechfelde (955). Mit hochgeschwungenem Speer 
sprengt ein deutscher Führer in die Feinde, gedeckt durch den damals 
noch seltenen, unten spitz zulaufenden Reiterschild. Neben ihm flattert 
am eschenen Speerschafte das spitzzipflig auslaufende Bannertuch. Seine 
Retter sind bewaffnet mit dem wuchtigen Schwerte, dessen Griff mit der 
Parierstange ein Kreuz bildet, und mit der dünnschaftigen Lanze, deren 
(Etsenspttze durch ein Quereisen begrenzt ist. Geschützt sind sie durch 
Maschenpanzerhemd mit Ringelhaube, durch den gewölbten Rund* 
schtld rmt Metallbuckel und durch den fränkischen Spangenhelm mit 
Kreuzbügel. Ihre Gegner, die Ungarn, kämpfen mit dem starken Born» 
bogen, der Streitaxt, der kugelbesetzten Geißel, dem krummen Säbel und 
im Nahkampfe am liebsten mit dem kurzen Dolchmesser. 
8. Kirchenbau im heidnischen Lande. Dom 8.—10. Jahrhundert 
waren die Benediktinerklöster (z. B. Fulda. Corvey. St. Gallen) 
die Hauptstätten der (Erziehung, der Künste und Wissenschaften. In die 
Anfänge eines solchen Klosters versetzt uns das Bild. War es den 
ersten Glaubensboten gelungen, ein Häuflein des fremden, trotzigen 
Dolfces zu gewinnen, dann bauten sie an gut gelegener Stätte eine 
kleine Kirche. Mehrte sich die Zahl der Gläubiger, dann holte man 
tvohl aus fernem Lande die Gebeine eines heiligen und errichtete über 
seiner neuen Ruhestätte ein größeres Gotteshaus. Unser Bild zeigt 
einen solchen Kirchenbau. Der baukundige Klosterbruder in schwarzer 
Kutte mit Überwurf erklärt seinem greifen Abte, den der oben umge- 
bogene Amtsstab kennzeichnet, den Grundriß des bereits begonnenen 
Baues. Der Bruder Bildhauer meißelt das Bild des Schutzpatrons in 
den Stein, der über dem Portale des Gotteshauses prangen soll. Rei- 
fige Franken, Mannen des Herzogs, der sich selbst dem neuen Glauben 
zugewandt und die (Erlaubnis zum Bau des Klosters und der Kirche ge- 
geben hat, schützen die Bauleute, schützen auch den Knecht, der im Dienste 
der Klosterleute „gerodetes Land" pflügt. Sie tragen den Lederpanzer 
mit dachziegelförmigen Metallplatten, den Helm mit Rand- und Kreuz- 
bügel ober Kamm, scharlachrote „Hofen" (die wir heute Strümpfe nennen 
würden), mit Binben umtounben. Trotzig stehen abseits sächsische Bauern 
im leinenen Kittel, mit bem sächsischen Schwerte, bem Saxe, am Gürtel, 
Anhänger ber alten Götter; ber eine hebt drohend die Faust gegen 
die Bauleute. Doch ihre Knaben drängen sich an den Bildhauer; sie 
werden die Schule des vollendeten Klosters besuchen, später das Frei¬ 
gut ihrer trotzigen Väter als Lehen vom Kloster nehmen und sicher und 
glücklich unter dem Krummstabe wohnen.
	        
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