Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3)

3m neuen Deutschen Reich. 
I. Die Lriedensregierung Kaiser Milhelin- I. 
1. Bündnisse. Als Wilhelm I. die Kaiserwürde annahm, gelobte er 
seinem Volke, allzeit Mehrer des Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Er- 
obernngen, sondern in Werken des Friedens. Treu hat er sein Versprechen 
gehalten. Allerdings war dies nicht leicht. Frankreich konnte seine Nieder¬ 
lage nicht vergessen und sann auf Rache. Gefährlich wurde es freilich nur 
dann, wenn es die Hilfe einer Großmacht gewann. Aber Bismarck wußte 
das zu verhindern. Er brachte Österreich, das nicht länger grollte, auf Deutsch- 
lauds Seite, ebenso Rußland, dessen Zar Kaiser Wilhelm herzlich verehrte. 
So kam es 1872 zum Dreikaiserbündnis, nach dessen Abschluß Frank¬ 
reich allein dastand. 
Doch erlitt die Freundschaft mit dem östlichen Nachbar bald einen 
starken Stoß. Im Jahre 1877 zog Rußland gegen die Türkei zu Felde. 
Seine Truppen überschritten nach einem blutigen Siege den Balkan nud rückten 
bis in die Nähe Konstantinopels vor. In seiner Not schloß der Sultan einen 
Frieden, der die Türkei fast vernichtete und Rußland zum eigentlichen Herrn 
der Balkanhalbinsel machte. Gegen diesen Vertrag erhoben England und 
Osterreich Einspruch, da sie ein solches Übergewicht Rußlands nicht dnlden 
wollten. Einen neuen Krieg durfte der Zar nicht wagen. Deshalb bat er 
den Fürsten Bismarck um seine Vermittlung, und es wurde 1878 der Berliner 
Kongreß einberufen, auf dem der Reichskanzler den Vorsitz führte. Als 
„ehrlicher Makler" suchte er den Streit zu schlichten. Aber Rußland machte 
ihm nachher den Vorwurf, er habe es im Stiche gelassen. Nun trat eine 
Entfremdung zwischen Rußland und Deutschland ein. 
Bismarck bemühte sich jetzt, das Band zwischen Deutschland und Öfter- 
reich noch fester zu knüpfen. Er erreichte es, daß Kaiser Wilhelm und Kaiser 
Franz Joseph 1879 ein Schutz- und Trutzbündnis schlössen. Im 
Jahre 1883 trat Italien ihm bei, da Frankreich, das außer Algier auch 
Tunis unter seine Herrschaft gebracht hatte, seine Hand bereits nach Tripolis 
ausstreckte und den italienischen Handel in ganz Nordafrika bedrohte. So 
entstand der Dreibund. Greift nun Rußland Deutschland oder Osterreich 
an, so leisten diese zwei Staaten sich gegenseitig Hilfe; erklärt Frankreich 
an Deutschland oder Italien den Krieg, so stehen diese beiden Länder zu- 
sammen. Immer bekommt es Rußland und auch Frankreich mit zwei Gegnern 
Froning-Klarmann, Geschichte für Mittelschulen. III. Teil. F. A. 18
	        
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