Full text: [Heft 1] (H. 1 = Kl. V)

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B. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
Die Österreicher hatten sich auf einem langgestreckten Berge ver- 
schanzt. Die Preußen mußten, um sie angreifen zu können, zunächst 
einen kleinen Fluß überschreiten, dann den Berg hinanstürmen, wobei 
sie gar keinen Schutz durch Bäume oder Wälle hatten. Dabei war das 
preußische Heer noch nicht so groß wie das österreichische,- denn des 
Königs Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, der einen Teil des 
Heeres führte, konnte vor Mittag nicht eintreffen. Bis dahin hatten 
die preußischen Soldaten einen schweren Stand. 
König Wilhelm war schon morgens um 8 Uhr auf dem Schlacht- 
felde erschienen) er saß trotz seines Alters den ganzen Tag zu Pferde. 
Weil die Soldaten, die sein Gepäck nachbringen sollten, sich verirrt 
hatten, war der König ohne Nahrung. Er erbat sich von einem Sol- 
baten ein Stück Kommißbrot und aß es mit großem Appetit. Da der 
König von vielen Offizieren umgeben war, richteten die Österreicher 
ihre Kanonen auch nach dem Hügel, auf dem er hielt, deshalb bat ihn 
Graf Bismarck, diesen gefährlichen Ort zu oerlassen. Der König 
aber erwiderte: „Wohin soll ich denn reiten, wenn meine braven Truppen 
im Feuer stehn?" 
Endlich traf der Kronprinz ein. Mit Hurra stürzten sich feine Sol- 
daten in gewaltigem Ansturm auf die rechte Seite des Feindes, und 
bald war die Schlacht entschieden: die Österreicher flohen. (Bild 32.) 
Gegen Abend tras der König den Kronprinzen auf dem Schlachtfelde. 
Sie umarmten einander, und der König hängte seinem Sohne den 
höchsten militärischen Orden Preußens um, den Orden Pour le merite, 
den er bisher selber getragen hatte. 
4. Friede. Bald darauf wurde Friede geschlossen. Preußen erhielt 
drei neue Provinzen: Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen- 
Nassau. _ Alle Länder nördlich vom Main und das Königreich Sachsen 
schlössen den Norddeutschen Bund, dessen Oberhaupt stets der König 
von Preußen sein sollte. Österreich sollte sortan in Deutschland nichts 
mehr zu sagen haben. Die süddeutschen Staaten gelobten, im Kriegs- 
falle dem Norddeutscheil Bunde zu helfen. Dasselbe versprach ihnen 
König Wilhelm. Der Einzug des siegreichen Heeres in Berlin war 
für die ganze Stadt ein Fest. 
3. Kaiser Wilhelm der Große; seit 1871. 
1. Warum es zum Kriege mit Frankreich kam. Viele gönnten 
König Wilhelm diesen herrlichen Sieg nicht, am wenigsten die Fron- 
zosen. Sie fürchteten auch, Preußen könne mächtiger werden als Frank- 
reich; deshalb erklärten sie ganz unerwartet, im Sommer 1870, als die 
Landleute fleißig bei der Ernte waren und König Wilhelm im Bade
	        
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