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Um Magdeburg nämlich, das vornehmste Bollwerk des Prote¬
stantismus in Deutschland, hatte sich der Kampf zusammengezogen,
und monatelang lag der ligistische General Tilly mit seinen Truppen
vor der Stadt. Endlich gelang es ihm, Magdeburg zu überrumpeln.
In den Straßen der Stadt entspann sich ein furchtbarer Kampf, in
welchem die Katholiken siegten. Plündernd und mordend ergossen
sich die Scharen Tillys in die Häuser. Soldaten und Bürger, Männer
und Frauen, jung und alt, alles wurde erbarmungslos hingeschlachtet.
Die Stadt ging in Flammen auf; nur der Dom, die Liebfrauenkirche
und einige Fischerhütten blieben stehen. 30000 Menschen sollen
bei der Erstürmung umgekommen sein. (Mai 1631.)
Im Herbste desselben Jahres erfolgte zwischen Gustav Adolf
und Tilly eine Schlacht bei Breitenfeld in der Nähe bei Leipzig.
Gustav Adolf trug den Sieg davon. Nur mit Mühe rettete Tilly die
Trümmer der geschlagenen Armee, der einzigen, die dem Kaiser
im Augenblicke zu Gebote stand. Der Eindruck, den diese Schlacht
bei Freund und Feind hervorbrachte, war ungeheuer. Unter
den Kaiserlichen herrschte ein Schrecken, der an Verzweiflung
grenzte: in Wien und Prag zitterte man vor einem sofortigen Einfall
Gustav Adolfs in die kaiserlichen Erblande. Auf der anderen Seite
aber erscholl ein lauter Jubelruf: mit einem Schlage war Gustav
Adolf im evangelischen Deutschland der beliebteste Mann geworden.
Nun begann für den Schwedenkönig ein glänzender Siegeslauf:
doch drang er nicht in die kaiserlichen Lande ein; er zog durch
Thüringen an den Main, diesen abwärts bis Mainz, dann nach Süd¬
deutschland. Bei Rain am Lech traf er abermals auf Tilly. Es
entstand ein mörderischer Kampf. Gustav Adolf siegte, und Tilly
wurde tötlich verwundet.
Der Kaiser war in höchster Not; dem Könige stand der Weg
nach Wien offen. Nur einer konnte helfen, Wallenstein. Schon
nach der Schlacht bei Breitenfeld war er aufgefordert worden, das
Kommando wieder zu übernehmen. Lange hatte er sich geweigert.
Jetzt endlich versprach er, in drei Monaten ein Heer von 40000
Mann ins Feld zu stellen; die Führung wollte er jedoch nicht über¬
nehmen. Er ließ die Werbetrommel wieder rühren, und dem Zauber
seines Namens gelang, was keinem anderen bei der damaligen Lage
des Kaisers gelungen wäre. Aus allen Richtungen der Windrose
strömten kriegs- und beutelustige Männer herbei, und innerhalb der
kurzen Frist von drei Monaten war wirklich ein Heer von 40 000
Mann auf den Beinen. Aber allein Friedlands Name, das Vertrauen
auf sein Feldherrngeschick, auf seine Fürsorge für Truppen und
Offiziere ließ diese Leute der Werbetrommel folgen. Wenn Wallen¬
stein nicht auch die Führung übernahm, lief das ganze Heer wieder
auseinander. Der Kaiser mußte sich zu neuen Unterhandlungen
entschließen, und nach langem Sträuben erklärte sich Wallenstein
bereit, unter ganz außergewöhnlichen Bedingungen den Oberbefehl
zu übernehmen. Er erhielt das alleinige Verfügungsrecht über die
ganze Armee; der Kaiser durfte den Obersten nicht unmittelbar
Befehle erteilen, sondern nur über etwaige Wünsche mit Wallenstein