Full text: Geschichtliches Lesebuch

Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. 
Der Westfälische Friede. Im Jahre 1648 wurde der 
Westfälische Friede abgeschlossen. In anderem Zusammenhange ist 
bereits erzählt worden, wie die für Brandenburg wichtigste Streitfrage, 
die über den Besitz von Pommern, zu seinem Nachteil entschieden 
wurde. Die Kernstücke des Herzogtums, Vorpommern, Rügen und die 
Ufergelände der Odermündung, fielen an Schweden. Dem Kurfürsten 
wurde nur Hinterpommern zuteil, ohne Stettin. Freilich wußte sich 
der Kurfürst für das Verlorene ansehnliche Entschädigung zu er¬ 
streiten. Magdeburg ging als weltliches Herzogtum, Halberstadt, 
Minden und Camin gingen als weltliche Fürstentümer in den Besitz 
Brandenburgs über. In erwünschter Weise rundeten Halberstadt und 
Magdeburg die märkische Landesgruppe ab; Magdeburg war außer¬ 
dem als Festung und als Handelsstadt von hoher Bedeutung; Minden 
bildete einen wichtigen Posten an der Weser. Aber ein gleichwertiger 
Ersatz für die verlorenen pommerschen Küstenländer waren sie doch 
nicht. Brandenburg blieb, mit der Hauptmasse seiner Besitzungen von 
der See hinweggedrängt, ein binnenländischer Staat; nur von seinen 
Hafenplätzen im Herzogtum Preußen aus konnte es am Seehandel 
teilnehmen. 
Oliva. Als 1655 der Krieg zwischen Karl Gustav von Schweden 
und Johann Casimir von Polen ausbrach, da hofften die deutschen 
Fürsten, daß dem Reiche der Frieden erhalten bleibe. Nur einer 
konnte nicht als müßiger Zuschauer zur Seite stehen, Friedrich 
Wilhelm von Brandenburg. Da er die Würde eines Herzogs von 
Preußen besaß, war er an allen Fragen, welche die Vorherrschaft in 
den Ostseegebieten betrafen, aufs unmittelbarste beteiligt. 
Sofort beim Anfang der großen nordischen Verwicklung erwachte 
in ihm der Gedanke, jetzt sei die Zeit gekommen, um das Herzogtum 
Preußen aus der lästigen Verbindung mit Polen zu lösen, für das 
Herzogtum die Landeshoheit zu erwerben. Das Ziel stand ihm also 
fest; es fragte sich nur, auf welchem Wege das Ziel zu erreichen sei. 
Alle Berichte, die aus Polen kamen, bewiesen, daß sich dieses 
Reich in dem Zustande größter Verwirrung befand. Mit Mühe er¬ 
wehrte sich das polnische Heer des Angriffs der Russen, die von 
Norden her in Polen eingefallen waren. Dazu hatte man einen Ein¬ 
fall der Schweden zu gewärtigen. Dennoch konnte sich der polnische
	        
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