Full text: Von den Anfängen der griechischen Geschichte bis zum Regierungsantritt Karls d. Gr. (Teil 1 = Klasse 3)

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XI. Die Tyrannis. 
die „lakonische Rede", Gehorsam und Wahrheitsernst, das 
waren weitere Merkmale spartanischer Tüchtigkeit. 
So sah es in dem dorisch-aristokratischen Leerstaate 
aus, dessen Sitten und Gesetze von der Sage aus den Gesetzgeber 
Lykurg zurückgeführt werden. Diese Organisation war für die 
Beherrschung eines beschränkten Gebietes und für die Verteidigung 
trefflich geeignet, mußte aber versagen, wenn es sich um Großmachts¬ 
politik und Angriffskriege handelte. 
XI. Die Tyrannis. 
In fast allen griechischen Staaten tobte im 6. Jahrhundert der 
Kampf zwischen Adel und Volk. Aber an die Spitze des Volkes 
stellten sich vielfach ehrgeizige Männer von Adel und begründeten in 
vielen Städten wieder eine Art Königtum, die Tyrannis. Gewöhn¬ 
lich übertrug das Volk den Tyrannen die höchste Militärgewalt. 
Demgemäß hielten sie stehende Äeere und besetzten die festen Plätze 
des Landes. So waren sie stets gewappnet, um Adelserhebungen 
niederzuschlagen. 
Das Äauptbestreben der Tyrannen mußte sein, sich die Gunst 
des Volkes, dem sie die Herrschaft verdankten, zu erhalten. 
Darum sorgten sie für lohnende Arbeit, indem sie schöne Bauten 
errichteten, Fahrstraßen und Kanäle anlegten, und verbilligten durch 
reiche Getreideeinfuhr das Brot. Durch den Bau starker Kriegs¬ 
und Handelsschiffe sowie durch klug eingeleitete Handelsbeziehungen 
erhöhten sie die gewerbliche Ausfuhr und verpflichteten sich Kaufleute 
und Gewerbetreibende zum Dank. Sie unterhielten gern eine Flotte 
und führten ruhmreiche Kriege, um ihr Ansehen und ihre Macht zu 
erhöhen. Auch das geistige Leben blühte an den Tyrannenhöfen. 
Sie zogen Künstler und Dichter in ihre Nähe, übertrugen ihnen 
lohnende Aufgaben und veranstalteten glänzende Feste. 
Somit haben die Tyrannen in zahlreichen Städten der griechischen 
Welt, besonders auch in Kleinasien und auf den Inseln, manchen 
Fortschritt geschaffen. And doch wagten sie nicht, sich Könige zu 
nennen. Sie fürchteten den Geist der Freiheit, der sich dem Willen 
eines einzelnen unterzuordnen verlernt hatte. Nur Vertreter der 
Volkswohlfahrt sah man in den neuen „Herrschern", aber keine 
Alleinherrscher. So kam es, daß sie fast jedesmal, wenn das Volk 
Lerrschastsgelüste witterte, gestürzt wurden. So verjagte Athen, wenn 
auch noch aus anderen Gründen, die Peisistratiden schon im zweiten 
Gliede, obwohl Peisistratos ein tüchtiger Herrscher war, das 
wasserarme Athen mit einer Wasserleitung versorgt, durch feste 
Straßen der Landwirschaft aufgeholfen, durch glückliche Ausbeutung
	        
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