I. Die alten Deutschen.
Jur Zeit der Geburt Christi war das Herz Europas,
das &mb zwischen den Alpen und der Nord- und Ostsee,
zwischen dem Rhein und der Weichsel, von den Deutschen,
oder wie die Römer sie nannten, von den Germanen
bewohnt. Dichte Wälder zogen sich von den Bergen bis tief
in die Ebenen hinein. Städte und größere Dörser gab
es nicht.
Die alten Deutschen werden uns geschildert als groß
gewachsen und mit gewaltiger Körperkraft ausgestattet. Sie
hatten blaue Augen, hellblondes, langes Haar und trugen
Vollbärte. Sie wohnten in einzelnen Gehöften, an welche
sich die beackerten Felder, ihre Wiesen und Wälder anschlossen.
Ihre Wohnung war einfach. Wein und feines Obst kannten
sie nicht. Als geistiges Getränk genossen sie eine Art Vier¬
und Meth, welcher aus Honig, Wasser und Gewürzen
bereitet wurde. Die Kleidung bestand aus leinenen und
wollenen Gewändern, welche die Frauen selbst gewebt und
genäht hatten. Auf der Jagd und im Kriege trugen die
Männer meistens Tierselle.
Ihre Sitten waren streng; die Ehe hielten sie vor
allem heilig. Als gute Eigenschaften werden ferner Treue,
Tapferkeit und Gastfreiheit gerühmt. Ihre schlimmsten Fehler
waren leidenschaftliches Würfelspiel und Unmäßigkeit im
Trinken.
Die Lieblingsbeschästigung der alten Deutschen war
die Jagd. Weil dieselbe durch die großen Wälder und die
hohen Berge anstrengend und wegen der Stärke der wilden
Tiere sehr gefährlich war, so bildete sie eine gute Vorübung
für den Krieg. Zu Hause verbrachten sie ihre Zeit mit In¬
standsetzung der Waffen und mit kriegerischen Übungen.
Mie Feldarbeit besorgten Frauen und Sklaven.