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Adolf nämlich kam mit Heereshaufen herein, um es mit Gewalt zu er¬
obern. Schon in Thüringen wüteten seine wilden Horden fürchterlich, und
in Meißen waren sie nicht besser. Die Brüder mit dem geringen Häuflein
ihrer Getreuen vermochten der Übermacht nicht mehr zu widerstehen.
Auch das damals sehr feste Freiberg, das sechzehn Monate lang umsonst
belagert worden war, geriet endlich durch Verräterei in Adolfs Hände,
der ein schändliches Blutbad dort anrichtete. Friedrich und Diezmann
waren manchmal bettelarm, hatten nicht einmal Pferde mehr, irrten flüch¬
tig in Wäldern umher oder suchten im Schlosse zu Großenhain noch ihre
Rettung. Kurz, unser Land schien damals unrettbar in fremde Hände
kommen zu müssen, und seine rechtmäßigen Fürsten hielt man schon für
verloren. Da wurde der gefürchtete König unvermutet hinaus an den
Rhein gerufen, wo ein neuer Feind gegen ihn aufgestanden war, und
fand dort in einer Schlacht den frühen Tod. Er hatte zwar eine Be¬
satzung in den Meißner Ländern gelassen; allein diese trieb der junge
Friedrich, der sich schnell erholt hatte, gar bald aus dem Lande. Doch
sollte noch nicht Ruhe werden. Der neue König. Albrecht von Österreich
aenannt. wollte die schöne Meißner Mark auch gern häbem Also mußte
nun Friedrich und Diezmann auch mtt’Tfm'um ihr"UrBietf kämpfen. Da¬
bei geschah es, daß Markgraf Friedrich auf der Wartburg belagert wurde.
Dort erfreute den bedrängten Fürsten die Geburt einer Tochter. Er wollte
sein Kind nicht ungetanst lassen, im Dunkel der Nacht schlich er sich mit
ihm, der Amme und etlichen Bewaffneten aus der Burg, um es nach
Tenneberg zu bringen. Aber die Feinde merkten es und setzten ihnen
nach. Zum Unglück fing die Kleine an laut zu schreien. „Herr." sagte
die Amme, „es schweigt nicht, ehe es nicht getrunken hat." Da lenkte
der Markgraf abseits in den Wald, ließ Halt machen und sprach: „Meine
Tochter soll das nicht entbehren, und sollte es das Thüringer Land kosten."
Und Gott schützte die Flüchtigen, daß die Verfolger, ohne ihrer gewahr
zu werden, an ihnen vorüberjagten. Endlich kam der entscheidende Tag;
agt 31. Mai 1307 wurde die Schlacht bei Lucka, unweit Altenbura.
geliefert. Die Böhmen, Österreicher und Schwaben, welche der König
hergesendet fjatte, nannten anfangs das Meißner und Thüringer Heer'
einen Bauernkaufen, mit dem sie bald fertig werden [wollten. Doch' in
dem Kampfe, der nun folgte, wurden sie geschlagen, gerieten in panische
Furcht und verworrene Flucht, und die Meißner spotteten ihrer seitdem
mit dem Sprichwort: „Es wird dir glücken, wie den Schwaben bei
Lücken!" Zum Glück konnte auch der König ein andermal nicht wieder¬
kommen ; er wurde bald darauf von seinem eigenen Neffen elendiglich er¬
schlagen, und so blieb die Mark nun dem alten Wettiner Stamme zurück¬
gegeben. — Alle diese Kämpfe erlebte noch der alte Landgraf Albreckt:
um aber den vielen Widerwärtigkeiten, die ihm das Leben verbitterten,
aus dem Wege zu gehen, hatte er sich ins Privatleben nach Erfurt zurück¬
gezogen, wo er 1314 starb. Sein heldenmütiger Solm ward Markaras.