Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

Detmold (wo jetzt auf der Grotenburg das Hermanns-Denkmal weit in 
die Lande leuchtet). Der strömende Regen machte die Bogensehnen schlaff 
und die Wege grundlos. Durch den heulenden Sturm scholl das Kriegs- 
geschrei der herandringenden Deutschen. Zwar widerstanden die Römer 
zwei Tage hindurch; aber am dritten Tage waren die Legionen zersprengt, 
die Adler genommen und die Flüchtigen niedergemetzelt. Der verzwei¬ 
felnde Varus stürzte sich in sein Schwert. Die Deutschen brachen nun 
die Zwingburgen, opferten viele Gefangene an ihren Götteraltären, töteten 
unter grausamen Martern die römischen Advokaten, rissen ihnen die Zungen 
aus mit den Worten: „Nun zische, du römische Natter!" und säuberten 
das Land bis an den Rhein vom Römertnme. Bei der Nachricht von 
dieser Niederlage soll Augustus den Kopf gegen die Wand gestoßen und 
ausgerufen haben: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder 1" 
3. Wie Hermann Undank erntete. Später hat des Drnsus Sohn 
14 Germanikns sich hohen Kriegsruhm in Deutschland erworben (14 bis 
16 n. Chr.). Er hat die Gebeine der Erschlagenen im Teutoburger Walde 
bestattet, Hermanns Gattin Thusnelda mit ihrem Söhnlein gefangen 
hinweggeführt und ihn selbst in mehreren Schlachten zurückgedrängt. 
Thusnelda wurde mit ihrem Söhnlein zu Rom im Triumphe auf- 
geführt, verleugnete aber auch als Gefangene ihre königliche Frauen- 
würde nicht. Dauernd konnten die Römer in Deutschland nicht Fuß 
fassen. Hermann aber, der Befreier Deutschlands und der Erhalter 
deutscher Sprache und Sitte, fiel im 37. Lebensjahre durch die meuchle- 
tische Hand neidischer und eifersüchtiger Verwandten, weil man ihn be- 
schuldigte, daß er nach der Alleinherrschaft strebe. Zwölf Jahre war er 
der Führer der deutschen Stämme zwischen Rhein und Weser gewesen. 
Auf der Grotenburg über Detmold ist ihm nach der Einigung Deutsch- 
lauds ein Denkmal durch Ernst von Bändel errichtet. Dies Standbild in 
Erz ist eine stete Mahnung zur Eintracht. Auf seinem Schwerte steht: 
„Deutsche Einigkeit meine Stärke, meine Stärke Deutschlands Macht!" 
Auf seinem Schilde: „Treufest!" 
4. Wie nach ihm Römer und Germanen verkehrten. Aus den 
römischen Burgen am Rheine sind nach und nach Städte geworden. So 
entstanden Basel, Straßburg, Worms, Mainz, Koblenz, Köln, Augsburg, 
Regensburg, Trier u. a. Um die Grenze zu schützen, bauten die Römer 
einen 600 km langen Grenzwall mit doppeltem Graben. Er zog sich von 
der Lippe über den Taunus und Odenwald bis zur Donau bei Regens- 
bürg. Aus Warttürmen hielten römische Krieger die Wacht. An Flu߬ 
übergängen waren Burgen angelegt und stark bemannt. Hinter dem 
Grenzwall siedelten sich ausgediente Soldaten, deutsche und gallische Bauern 
an. Diese Siedelungen hießen Zehntland, weil die Siedler den zehnten Teil 
der Ernte an die römische Obrigkeit abgeben mußten. Mehr und mehr 
wurden die Deutschen aus einem Hirtenvolke ein seßhaftes Bauernvolk, Die 
Römer führten Berg-, Wein- und Obstbau ein, bauten Dämme, Brücken, 
Kanäle, Wege und Schlosser. Die Deutschen lernten von ihnen den Boden 
besser bebauen, Weinberge pflanzen, edles Obst und Gemüse ziehen, Wege, 
Brücken und steinerne Häuser bauen, Schmuck- und Gebrauchsgegenstände
	        
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