4. Die Bekehrung zum Christentume. Die Glaubensboten legten
in der Regel Klöster cm, von denen aus weitere Gebiete heidnischen Landes
bekehrt wurden. Freiwillig oder von den Oberen abgesandt, zogen Mönche
und Priester in die heidnischen Gegenden. Zuerst suchten sie den Gau-
grasen oder einen angesehenen Edeling zu gewinnen. Meist wurden sie
gastlich aufgenommen. Abends saßen sie unter den Volksgenossen am
Herdfeuer, hörten den Götter- und Heldenmären sowie dem Gesänge der
Heldenlieder zu und erzählten dann von dem größten Helden Christus
und sangen Lieder zu seiner Ehre. Aufmerksam lauschten die Heiden und
begehrten immer mehr zu hören. War der Gastfreund endlich gewonnen;
so brachte der Gottesbote die Sache auf der Mahlstatt vor die Volksver-
sammluug. Allerlei Meinungen wurden gemurmelt, freundlich und feind-
lich, Vielleicht sprach der Gastfreuud ein Wort des Lobes über den neuen
Himmelsherrn und seinen Boten. Nicht selten entschied dann das Los
über den neuen Glauben. Viele Hände regten sich nun und bauten unter
Leitung des Sendboten an geeigneter Stelle ein hölzernes Kirchlein. Statt
der heidnischen wurden nun christliche Feste gefeiert, statt der blutigen
Opfer das unblutige Opfer der Messe dargebracht, statt der kriegerischen
Schlachtgesänge friedliche Lieder angestimmt, statt der Göttersagen die
Botschaft des Heils verkündigt. Der neue Glaube und Gottesdienst schonte
die altgeheiligten Gewohnheiten und schlug weise die Brücke aus dem
Heidentums ins Christentum. Die zähesteu Widersacher waren die Heid-
nischen Priester, aber auch sie wurden durch die Begeisterung und Aus-
dauer der christlichen Missionare endlich überwunden. Mehr und mehr
milderte sich die Wildheit der deutschen Stämme, und christliche Sitte trat
an die Stelle der heidnischen Roheit. Um das Kirchlein bauten die Be-
kehrten ihre Hütten. Den Priester unterhielten sie durch Gaben des Feldes
und Hauses, ja nicht selten schenkten Begüterte und Kinderlose ihm oder
der Kirche ganze Höfe.
Die bekehrten Christen einer Landschaft wurden zu einem Bistum
unter einem Bischof vereinigt. Der Bischofssitz enthielt gewöhnlich eine
große, schöne Kirche, Dom oder Münster genannt, eine Domschule,
Wohnungen für den Bischof und die Geistlichen des Domkapitels,
Nebengebäude für die leibeigenen Dienstleute und die verschiedenen Hand-
werker und eine starke Ringmauer zum Schutz gegen feindliche Anstürme.
Klöster und Bischofssitze übten Gastfreundschaft gegen Fremde wie Freunde
und Milde gegen heimatloses Volk. Der Bischof wachte über die kirch-
liche Ordnung seines Bistums oder Sprengels und förderte auch das leib-
liche Wohl seiner Untertanen. Er bestellte die Geistlichen, sandte Mönche
und Priester in neue Missionsgebiete, forderte Berichte von den Geistlichen,
besuchte von Zeit zu Zeit die Gemeinden, schlichtete Streitigkeiten, traf
neue Anordnungen und erteilte den Segen. Er wurde immer mit großer
Feierlichkeit empfangen. Unter den Bischöfen nahm den ersten Rang der
Erzbischof ein als oberster Bischof einer Kirchenprovinz.
Fragen: Worin besteht der Segen der Bekehrung zum Christentum? —
Wie erklären sich die Missionserfolge eines Mannes? — Warum heißt Boni-
fatius „Apostel der Deutschen"? — Das Werk des Bonifatius und das Werk