Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

II. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. 
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mehr als 3 Schillingen*), Diebstahl eines Ochsen bei Nacht im 
Werte von 2 Schillingen, jeden mit Hauseinbruch ausgeführten 
Diebstahl eines Gegenstandes von 2 Schillingen Wert. Den Dieb, 
den man bei frischer Tat ertappte, durfte man töten. Bei Verban¬ 
nung, Todesstrafe und Treubruch fiel das Vermögen dem Staate 
anheim. Hatte jemand einen anderen verletzt oder getötet, so mußte 
seine Sippe Wergeld (wer = Mann) bezahlen. War die Tötung heimlich 
erfolgt, so betrug das Wergeld das Neunfache. Nach dem Stande 
des Verletzten oder Getöteten war das Wergeld verschieden. Bei 
Verletzungen waren alle Glieder des Körpers genau eingeschätzt. 
b. Bodenwirtschaft. Zu Karls Zeiten war Westfalen noch weit 
und breit mit Wäldern, Brüchen und Heiden bedeckt. Der Ackerbau 
wurde in der rohesten Form, in der sog. Feldgraswirtschaft 
betrieben, d. h. in der Weise, daß jährlich ein neues Stück der Feld¬ 
mark umgebrochen und bestellt wurde, der größte Teil aber als 
Weide, Wald und Ödland liegen blieb. Die Sachsen legten auf den 
Ackerbau noch wenig Wert. Wichtiger waren ihnen die Viehzucht und 
die Jagd. Diese namentlich galt als männlichste Beschäftigung nächst 
dem Kriege. Karl führte auch in Westfalen die fränkische Drei¬ 
felderwirtschaft ein. Es wurde jetzt das Ackerland (Esch) regel¬ 
mäßig in drei sestbegrenzte Felder oder Schläge eingeteilt. Das erste 
Feld blieb als Brache zur Weidenbenutzung liegen, das zweite 
wurde mit Wintergetreide (Weizen, Roggen), das dritte mit Sommer¬ 
getreide (Gerste und Hafer) bestellt; jedes Feld machte also binnen 
drei Jahren den ganzen Wechsel durch. Karl bezeichnete seinen 
Domänenbeamten als eine Hauptaufgabe, durch Rodungen das 
Waldland urbar zu machen. Daher stammen die vielen Ortsnamen 
auf -rode, -schlag, -schwand. Wo es anging, wurden ferner Obst¬ 
gärten und Weinpflanzungen angelegt, insbesondere von den Klöstern. 
Karl selbst ging in der Landwirtschaft mit gutem Beispiel voran. Seine 
Krongüter suchte er zu Musterwirtschaften zu gestalten. Er kümmerte 
sich um alles, seine Verwalter (Meier) mußten ihm die Gutsrechnungen 
vorlegen, in die jedes verkaufte Ei eingetragen sein mußte. 
Die Weser. 
Ich kenne einen deutschen Strom, 
der ist mir lieb und wert vor allen, 
umwölbt von ernster Eichen Dom, 
umgrünt von kühlen Buchenhallen-. 
Den hat nicht, wie den großen Rhein, 
der Alpe dunkler Geist beschworen, 
er ward aus friedlichem Verein 
verwandter Ströme still geboren. 
x) Münzen unter Karl dem Großen: 20 Solidi (Schillinge) = 1 Pfund, 
1 Solidus = 12 Denare. (Die Kaufkraft des Geldes war damals über 30fach 
höher als heute. Für 5 Solidi erhielt man zwei Ochsen, mit denen gepflügt 
werden konnte.)
	        
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