Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

58 III. Westfalen unter sächsischen Herzögen. 
Er kniete vor der Götzen kalten Steinen 
im blinden Wahn und wild wie die Natur — 
da kam das Kreuz, das heilige Christenzeichen, 
und Licht drang durch die Nacht der deutschen Eichen, 
Wo Wildnis sonst und Sumpf und Dorngehege, 
da leuchten Städte jetzt aus goldner Flut, 
da rauscht die Sichel, tönen Hämmerschläge, 
da schmilzt das Eisen in des Ofens Glut, 
da braust der Dampf auf blankem Schienenwege, 
da sprudelt hell der Erde heilend Blut 
und Kraft und Leben bietet jetzt Westfalen 
in der Hygiea*) wunderreichen Schalen. 
Westfalenland! Wie bist du hoch zu preisen! 
In deinen Hütten wohnt noch deutsche Treu', 
in deinem Schoße wächst das freie Eisen, 
in deinen Wäldern starb die Sklaverei! 
Hier auf des Berges Felsenhaupt, dem greisen, 
hebt meine Brust sich wieder froh und frei; 
in dieses graue Kirchlein will ich treten, 
um hier fürs deutsche Vaterland zu beten. 
Karl Vorberg. 
III. Westfalen unter sächsischen Berzögen. 
(Bis 1180.) 
1. Das Herzogsgeschlecht der Ludolünger. 
a. Die Sachsen und die letzten Karolinger. Es wurde den 
freiheitliebenden Sachsen nicht leicht, sich in die durch Karl den 
Großen geschaffene Ordnung zu fügen; doch war ihre Kraft durch 
die langen Kriege gebrochen, und solange Karl lebte, hielt seine 
starke Hand die Sachsen im Zaum, und niemand wagte, ihm den 
Gehorsam zu versagen. Unter Karls schwachem Sohne Ludwig 
dem Frommen (814—840) kam es schon wieder zu Aufstanden, 
da das Volk über die Eigenmächtigkeit der Grafen, die wie selb¬ 
ständige Herren regierten, erbittert war. Die Aufstände wurden von 
Ludwig aber mit großer Strenge unterdrückt, so daß bald die inneren 
Kämpfe aufhörten, besonders, da das Land in dieser Zeit von den 
Raubzügen der Normannen viel zu leiden Hatten. Diese fuhren die 
Elbe, Weser, Ems und ihre Nebenflüsse mit kleinen Schissen herauf, 
verheerten die Ortschaften und waren ebenso schnell verschwunden, 
*) Hygiea, die Göttin der Gesundheit, Tochter des Äskulap, dargestellt als 
Jungfrau mit einer Schale, aus der eine Schlange trinkt.
	        
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