Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

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III. Westfalen unter sächsischen Herzögen. 
würde vorgeschlagen wurde. Doch lehnte er wegen seines hohen 
Alters die Krone ab, und der Herzog von Franken wurde als 
Konrad I. (911—918) auf den deutschen Thron erhoben. 
Dieser suchte die Stammesherzöge wieder ihrer Macht zu be¬ 
rauben und auch in Sachsen die herzogliche Würde wieder abzu¬ 
schaffen. Als daher Otto der Erlauchte im Jahre 912 gestorben war, 
entzog er dessen Sohne und Nachfolger Heinrich, der sich durch 
glänzende Kriegstaten schon einen angesehenen Namen erworben 
hatte, eine Anzahl Reichslehen, die sein Vater Otto besessen hatte. 
Deshalb kam es zum Kampfe. Als Heinrich des Königs Bruder 
Eberhard tu der Nähe der Eresburg in Westfalen vernichtend ge¬ 
schlagen hatte, gab Konrad den Kampf gegen den tapferen Sachsen¬ 
herzog auf. So hohe Achtung aber hatte Heinrich sich bei seinem 
königlichen Gegner erworben, daß dieser, als er sein Ende nahen 
fühlte, den Großen des Reiches den Rat gab, den Sachsen Heinrich 
aus den Königsthron zu erheben. In der Tat wurde Heinrich denn 
auch nach Konrads Tode 919 zum Könige gewählt. Er wie sein 
Sohn Otto I. behielten ihr angestammtes Herzogtum bei. Da dieser 
aber gezwungen war, oft außer Landes zu sein, wurden die säch¬ 
sischen Grafen immer mächtiger und selbständiger. Besonders 
einflußreich wurde das Geschlecht der Billunge, dessen Begründer 
ein Vertrauter Ottos I., Hermann Billung, war, dem Otto mit 
Verleihung der herzoglichen Rechte das nördliche und östliche Sachsen 
übertragen hatte. 
Als das sächsische Kaiserhaus ausstarb, bemächtigten sich die 
sächsischen Fürsten nicht allein des Hausbesitzes, sondern auch des 
größten Teiles des Reichsgutes. Die Kaiser aus dem salischen 
Hanse suchten die verloren gegangenen Besitzungen und Rechte 
zurückzugewinnen. Da die großen sächsischen Adelsgeschlechter ihre 
Erwerbungen nicht freiwillig aufgeben wollten, entspannen sich 
heftige Kämpfe, die über 50 Jahre währten, sich aber hauptsächlich 
im östlichen Sachsen, nicht auf westfälischem Gebiet abspielten. 
2. Bischof Meinwerk von Paderborn. 
(Um 1020.) 
Unter den Bischöfen Paderborns ragt besonders Meinwerk 
hervor, der Vetter des Kaisers Heinrich II. (1009—1036). Meinwerk 
stammte aus einem edlen, reich begüterten Sachsengeschlecht. Er 
erhielt seine Erziehung auf der damals blühenden Domschule zu 
Hildesheim, doch zeigte er zu den Wissenschaften keine große Neigung. 
Er kam nach Beendigung seiner geistlichen Ausbildung als Hof¬ 
kaplan an den Hof Ottos III. und wurde 1909 von Heinrich II. 
zum Bischof von Paderborn ernannt. Das Bistum war arm, dazu 
waren Dom und Stadt im Jahre 1000 durch eine Feuersbrunst 
eingeäschert worden. Während seiner 28jährigen Regierungszeit 
gelang es dem tatkräftigen Bischof, den Wohlstand und die Bildung
	        
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