ii. Die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Christentum. 17
3. Als Bonifatius hochbetagt mx, erwachte in ihm noch einmal
seine Jugendliebe zum Friesenvolke; mit 52 Personen, Diakonen,
Mönchen und Dienern fuhr er den Rhein hinab. Predigend und
tausend gelangte er ins Friesenland. Ans einen bestimmten Tag hatte
er die Neugetauften zur Einsegnung bestellt. Aber statt ihrer kam
eine Schar heidnischer Friesen mit wildem Geschrei und drang gewalt¬
sam in den Lagerplatz. Die Diener des Bonifatius griffen zu den Waffen;
er aber wehrte ihnen: „Lasset ab vom Streite; vergeltet nicht Böses mit
Bösem! Vertrauet dem Herrn; er wird unsere Seele erretten!" Einer nach
dem andern, zuletzt Bonifatius, traten sie aus dem Gezelte und boten
sich dem Todesstreiche dar. Betend, das Evangelienbuch in der Hand,
starb Bonifatius am 5. Juni 755 den Märtyrertod. Sein Leichnam
ward in Fulda beigesetzt. Auf einem erhabenen Platze vor dem Schlosse
steht, in Erz gegossen, das Bild des gewaltigen _ Gottesmannes in
faltenreichem Gewände und predigt dem lebenden Geschlechte: „Gottes
Wort bleibet in Ewigkeit!"
Kistiirner und Kloster.
1. Die Bekehrung einer ganzen Gegend und deren Eingliederung
in die Ordnung der Kirche wurde in den meisten Fällen von den
Bistümern und Klöstern aus vollzogen. — Den Mittelpunkt des
Bischofssitzes bildete die Bischofskirche; sie führte gewöhnlich den Namen
Dom oder Münster, war anfangs aus Holz, später aus kunstvoll ge¬
hauenen Steinen errichtet. In Nebengebäuden wohnten leibeigene Dienst¬
leute, welche als Bauhandwerker thätig waren, für Kleidung und Speise
sorgten, die Felder bebauten und das Vieh zu pflegen hatten. Mild¬
thätigkeit und Gastfreundschaft wurden gern geübt. Der ganze Bischofssitz
war mit einer Mauer zu Schutz und Trutz gegen feindlichen Andrang
gesichert. Die meisten Bischofssitze haben sich zu Städten erweitert.
2. Von den Bischofssitzen aus wurden Klöster gegründet; das
waren Niederlassungen, die äußerlich mit einem Bischofssitze viel Ähn¬
lichkeit hatten. Geistliche und Laien, die Ackerbau, Handwerk und die
Kunst, mit Steinen zu bauen, verstanden, zogen an die fürs Kloster
bestimmte Stätte. Gewöhnlich suchten sie den wilden Wald oder die
feuchte Flußniederung auf. Dann fielen die riesigen Waldbäume;
Kalköfen wurden angelegt, Ziegelsteine gebrannt oder Bruchsteine
den nahen Bergen entnommen, und oft standen schon nach Jahresfrist
hohe Mauern und Gebäude, wo vorher wilder Wald gewesen war.
Inmitten des Klosterraumes lag die Kirche; unmittelbar daran schlossen
sich, um einen großen, rechteckigen Platz, die Wohnungen der Kloster-
leute. Ein Säulengang umschloß den Platz. Hier gingen die Mönche
in ernstem Gespräche aus und ab, wenn Dienstpflicht und Arbeit beendigt
waren. Die Schule des Klosters, Häuser für Gäste und Kranke lagen
dicht neben dem Hauptgebäude. Im weitern Umkreise erhoben sich
Arbeits- und Wirtschaftsgebäude: Mühle, Bäckerei, Brauerei, ein Werk-