goldnen Kugeln nach goldnen Kegeln. Hier muß jene Schlacht ge- 
schlagen sein, die Deutschland vor völliger Romanisierung bewahrte; 
hier fanden jene erbitterten Kämpfe zwischen Franken und Sachsen statt, 
die Karl den Großen wiederholt an die Ufer unsres Stromes führten; 
hier erstanden, nachdem der Sachsen trotziger Sinn dem Christentum 
gewonnen war, eine Reihe mächtiger Klöster und Abteien, die ihre 
Glaubensboten selbst nach dem fernen Skandinavien schicktet!. Und im 
Mittelalter, welch mannigfaltiges, reiches Leben auch hier! Kämpfe 
zwischen der Geistlichkeit und dem Rittertum; einzelne mächtig empor¬ 
strebende Herrschergeschlechter, deren Angehörige sogar in fremden Staaten 
den Thron bestiegen; durch Gewerbe und Handel reich gewordne 
Städte, die nach Freiheit rangen und sich später der Reformation an¬ 
schlossen ! Und als nach der durch die schrecklichen Leiden des Dreißig¬ 
jährigen Krieges herbeigeführten Zeit knechtischer Abhängigkeit Deutsch¬ 
lands vom Auslande sich unter dem großen Friedrich ein neuer Geist 
zu regen begann, da konnte im Siebenjährigen Kriege wiederum auch 
unser Wesertal Zeuge sein von dem ersten gewaltigen Ringen eines 
deutschen Staates mit dem übermütig gewordnen Ausland. 
So knüpfen sich geschichtliche Erinnerungen in Menge auch an die 
Ufer dieses so ganz deutschen Stromes und tragen dazu bei, eine 
Reise durch sein Gebiet nach den verschiedensten Seiten hin anziehend 
zu machen. Ernst Goerges. 
169. Die Uodeslilie. 
inst zu Corvey an der Weser 
ward im Kloster jedem 
Mönche 
kundig seine letzte Stunde, 
denn drei Tage vor dem Tode 
lag in seinem Kirchenchorstnhl 
eine silberweiße Lilie, 
und er schickte sich zum Sterben, 
ordnete die letzten Dinge, 
beichtete, nahm seinen Abschied 
von den mönchischen Genossen, 
und nach dreien Tagen tönte 
hoch vom Turm dasSterbeglöcklein. 
In dem Kloster einst zu Corvey 
warein Mönch, den trieb der Ehrgeiz 
zu verwerflich böser Uutat, 
und dem greisen Prior legte 
nächtlich er in seinen Chorstuhl 
eine silberweiße Lilie. 
Mächtig drob erschrak der Alte, 
sank dahin aufs Krankenlager, 
und nach dreien Tagen tönte 
hoch vom Turm dasSterbeglöcklein. 
Prior ward an seiner Stelle 
nun der Mönch, doch faßt ihn Reue, 
Finster und verschlossen brütend 
lebt' er ruhlos seine Tage. 
Ob er schlief und ob er wachte, 
immer schwebte ihm vor Augen 
jene weiße Todeslilie,
	        
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