Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

3] und das Herzogtum Braunschweig. 121 
Lehnsträger der Mathildischen Güter in Italien. So besaß dieser 
Welse eine Macht, wie selten ein Fürst. Aber sie ward der Grund, 
daß nach Lothars Tode nicht der durch eine solche Macht gestützte 
Welfe, sondern der Hohenstaufe Konrad III. zum deutschen Kaiser 
erhoben wurde. Während des Kampfes zwischen Hohenstaufen und 
Welfen starb Heinrich der Stolze 1139 und hinterließ nur einen 
zehnjährigen Sohn. 
2. Heinrich derLöwe (1139—1195) wurde von seiner 
Mutter und Großmutter auf das sorgfältigste erzogen. In dem 
Frieden mit den Hohenstaufen blieb ihm nur das Herzogtum 
Sachsen, von dem jedoch die Mark Nordsachsen als selbständiges 
Besitztum für Albrecht den Bären abgetrennt wurde. Schon als 
Jüngling wußte Heinrich durch Schwert und kluge Verhandlungen 
sein Gebiet besonders nach Nordosten hin gegen die Obotriten in 
Mecklenburg zu erweitern. Durch Gründung von Kirchen sorgte er 
eifrigst und mit Erfolg für die Ausbreitung des Christen- und 
damit des Deutschtums. In Schwerin und Lübeck errichtete er 
Bistümer, und Lübecks Handel blühte unter seiner Fürsorge mächtig 
empor. — Seiner Beharrlichkeit gelang es, daß ihm sein Vetter, 
Friedrich I. Barbarossa, das Herzogtum Bayern zurückgab, zumal 
der Kaiser auf seinem ersten Römerzuge (1155) der Tapferkeit und 
Entschlossenheit Heinrichs des Löwen sein Leben verdankte. Doch 
hörte dies gute Verhältnis bald wieder aus. Heinrich unter¬ 
nahm 1172 eine durch die Sage mannigfach ausgeschmückte 
fromme Pilgerfahrt ins gelobte Land, auf der er Gegenstand 
allgemeiner Aufmerksamkeit war, und die im Abendlande seinem 
Namen noch größeren Glanz verlieh. Durch manche unvorsichtige 
Schritte, durch seine Herrschsucht und seine große Macht hatte 
sich Heinrich viele Feinde unter seinen Nachbarn geschaffen. Diese 
hatten schon 1166 einen großen Bund gegen ihn geschlossen. Aus 
dem blutigen Kampfe war Heinrich zwar als Sieger hervorgegangen; 
aber die Großen lauerten nur aus eine passende Gelegenheit, um 
den verhaßten Welfen zu stürzen. Da überwarf sich Heinrich 1176 
mit dem Kaiser. Heinrich erschien, obwohl wiederholt zur Verant¬ 
wortung geladen, nicht vor dem Kaiser. Er wurde 1180 in die 
Reichsacht erklärt; er verlor seine beiden Herzogtümer und behielt 
nur die Welsischen Eigengüter Braunschweig und Lüneburg. In 
dem Kampfe gegen seine zahlreichen Widersacher bewährte derLöwe 
zwar seine Tapferkeit, mußte aber der Übermacht weichen und 
unterwarf sich 1181 zu Erfurt dem Kaiser. So hatte das Kaiser¬ 
tum in dem Kampfe gegen das allmächtig aufstrebende Fürstentum 
noch einmal gesiegt. — Heinrich wurde auf drei Jahre ver¬ 
bannt. Er ging zu seinem Schwiegervater, dem Könige von Eng¬ 
land. Hier schenkte ihm seine Gemahlin Mathilde einen Sohn
	        
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