13] und das Herzogtum Braunschweig. 131
Bibliothekar nach Wolfenbüttel gerufen. Aber der genußsüchtige
Fürst hat durch seine Prachtliebe und Verschwendung das Land,
das außerdem noch die großen Lasten des siebenjährigen Krieges
tragen mußte, in ungeheure Schulden gestürzt. Sie sollen etwa
30 Mill. Mk. betragen und die Ausgaben sollen die Einnahmen jähr¬
lich um 240 000 Mk. überschritten haben. Bei solcher Lage griff sein
Sohn Karl Wilhelm Ferdinand ein. Er trat mit Zustimmung der
Landstände dem Hauptgläubiger England bei Ausbruch des ameri¬
kanischen Krieges eine Anzahl Soldaten ab. Dadurch und durch
Hebung des Ackerbaus, Handels und Gewerbes besserte sich die
traurige Lage des Landes allmählich. — Eine Tochter Karls war
mit König Friedrich Wilhelm H. von Preußen vermählt. Ein
Sohn erwarb als Gemahl der Erbtochter des Herzogs Karl von
Württemberg 1792 das Fürstentum Öls in Schlesien. Sein jüngster
Sohn Leopold endete in edler Selbstaufopferung am 27. April
1785 in den Fluten der Oder bei Frankfurt.
3. Selten gedenkt ein Volk mit solcher unvergänglichen Treue
und Liebe seiner Fürsten wie Braunschweig seiner Heldenherzoge
Karl Wilhelm Ferdinand (1780—1806) und Friedrich
Wilhelm (1806-1815). Jener, 1735 geboren, hatte eine sorg¬
fältige Erziehung genossen. An dem siebenjährigen Kriege hatte er
regen Anteil genommen, die Schlachten bei Krefeld und Minden
mitgemacht. Als Herzog fuhr er fort, durch -zweckmäßige Ver¬
besserungen den Wohlstand des Landes zu heben und vor allem die
Schuldenlast zu beseitigen. Leider verkaufte er abermals Landes-
kinder als Soldaten, und zwar an Holland. Das so verderbliche
Lotto hob er auf; das Armenwesen verbesserte er und schuf manche
Einrichtung, die lange segensreich gewirkt hat. Den Kriegsruhm,
den er sich im siebenjährigen Kriege und in einem Feldzuge gegen
Holland erworben hatte, büßte er ein, als er 1792 das preußische
Heer gegen Frankreich führte, aber nach der Kanonade von Valmy
einen kläglichen Rückzug antrat. 1806 übernahm er den Ober¬
befehl über das preußische Heer wieder. Aber in der Schlacht
bei Auerstädt (14. Oktober 1806) wurde er trotz seiner per¬
sönlichen Tapferkeit völlig geschlagen. Ihn selbst traf eine
Kugel in das eine Auge, die das Nasenbein zerschmetterte
und das andere Auge austrieb. Nur mit großer Mühe wurde
der schwer Verwundete nach Braunschweig gebracht, von wo
er jedoch bald über Celle nach Ottensen flüchtete. Hier wurde er
am 10. November 1806 von seinen furchtbaren Schmerzen durch
den Tod erlöst. (Vergl. Die Gräber zu Ottensen. Von Fr. Nückert.
Zweites Grab.)
4. Als der Edelsten einer und ein ruhmreiches Vorbild aller
wahrhaft Deutschgesinnten, als ein für alle Zeiten leuchtendes Vor-
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