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Provinz Hessen-Nassau. A. Hessen.
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Kassel den neuen Geschützen gegenüber unzulänglich erwiesen hatten,
befahl Friedrich die Schleifung derselben; die Stadt wurde er¬
weitert und verschönert. Künste und Wissenschaften erfreuten sich
seiner besonderen Pflege. Er gründete eine Maler- und Bild¬
hauer-Akademie, ein Lyceum mit einem Lehrerseminar.
Um dem durch den Siebenjährigen Krieg verarmten Lande besser
aufhelfen zu können, schloß Friedrich einen Subfidienvertrag
mit England, nach welchem er 13000 Mann in dem nord¬
amerikanischen Unabhängigkeitskriege auf Seite Englands stellen
mußte*). Die Stände des Volkes errichteten ihm schon zu Lebzeiten ein
Denkmal mit der Inschrift: „Friderico II patria“. Ihm folgte
sein Sohn
Wilhelm IX., 1785-1803 (als Kurfürst Wilhelm I., 1803
bis 1821). Alsbald nach seinem Regierungsantritt vereinfachte er
das Hofleben, das Soldatenwesen und schafftedieFolter im
Gerichtsverfahren ab. Er erbaute das prächtige Schloß zu
Wilhelmshöhe und die Löwenburg. Im Jahre 1792
nahmen die hessischen Truppen teil an dem Feldzuge in die
Champagne und entrissen nach Helden mutig ent Kampfe
ben Franzosen die Stadt Frankfurt**). Im© e parat =
frieden von Bafel (1795) mußte der Landgraf seine links-
rheinischen Besitzungen an Frankreich abtreten, wurde aber
1803 durch den sogenannten Reichsdeputationshaupt¬
schluß durch die kurmainzischen Ämter Amöneburg, Neu¬
stadt,Fritzlar,Naumburg und durch die Reichsstadt Geln¬
hausen entschädigt. Zugleich wurde Hessen-Kassel zum
Kurfürstentum erhoben.
7. Die Kurfürsten von Hessen-Kassel.
Wilhelm I., 1803—1821. Der Kurfürst wies alle Versuche
Napoleons, ihn zum Beitritt zum Rheinbund zu gewinnen, zu¬
rück, blieb aber beim Ausbruche des Krieges zwischen Preußen und
Frankreich neutral. Trotzdem ließ Napoleon nach der S ch l a ch t
bei Jena Kurhessen besetzen. Ein unter Führung des Obersten von
Dörnberg 1809 unternommener Versuch, die Fremdherrschaft zu
stürzen, mißlang. Erst nach der Schlacht von Leipzig kehrte
der Kurfürst in sein Land zurück. Die Hessen nahmen in den Jahren
1814 und 1815 unter Führung des Kurprinzen ruhmvollen Anteil
an den Freiheitskämpfen***). Wilhelm I. starb 1821 und
wurde seinem letzten Willen entsprechend in der Löwenburg auf
Wilhelmshöhe beigesetzt. Ihm folgte sein Sohn
*) Lies: Karl Wagner, Geschichte des Hessenlandes, S. 31—33.
**) Lies: M. v. Ditsurth, Erzählungen aus der hessischen Kriegs¬
geschichte II, 3.
***) Lies: Daselbst II, 2.