9] Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz. 217
von ihm und dem ligistischen Heere unabhängig zu machen, be¬
auftragte er seinen Feldherrn Albrecht von Wallen st ein
mit der Bildung eines kaiserlichen Heeres. Wallenstein, in
allem das Gegenbild Tillys, ging mit diesem nirgends zu¬
sammen und reizte durch sein herrisches Auftreten alle fürsten,
hauptsächlich Maximilian zum lautesten Widerspruch. Um ihn
zu beschwichtigen, übertrug ihm Ferdinand die O b e r p s a l z und
Heidelberg mit dem rechtsrheinischen Gebiet 1628 als erb¬
liches Lehen. Allein die Klagen über Wallenstein kamen erst
zum Schweigen, als der übermütige General 1630 auf dem
Reichstage zu Regensburg infolge der unerschütterlichen Forde¬
rung Maximilians entlassen worden war. Als nun Gustav
Adolph bei Breitenfeld und bei Rain am Lech Tilly geschlagen
hatte und dieser tödlich verwundet lag, war das bayrische Kur¬
land wehrlos. Der Schwedenkönig hielt ant 17. Mai 1632
seinen Einzug in München. Maximilians bedeutende Rolle war
damit ausgespielt, obwohl seine Truppen noch vielfach Anteil
an den Wechselfällen des Krieges unter Mercy und Johann
von Wert nahmen (bei Al er he im) und der Kurfürst sich
selbst noch einmal bei Zusmarshausen den Feinden ent¬
gegenwarf. Besiegt mußte er sein Land abermals verheeren
lassen. Im westfälischen Frieden behielt er die Oberpfalz;
auch wurde ihm die Kurwürde erblich zugesprochen. Drei
Jahre überlebte er das Ende des Krieges, der ohne ihn ganz
anders verlaufen wäre. Sein Sohn
2. Ferdinand Maria (1651—1679), glich dem Vater
in kirchlicher Gesinnung, die er durch fromme Stiftungen (Klöster)
bekundete. Unter ferner haushälterischen Fürsorge erholte sich
das Land. Die französische Zumutung, sich um die Kaiserkrone
zu bewerben, wies er von sich. Dagegen gestattete er seiner
Gemahlin, einer savoyischen Prinzessin, jene Bevorzugung fremd¬
ländischen Wesens, die sich unter seinem Sohne
3. Max II. Einanuel (1679—1726) noch steigerte. Dieser
Fürst verband mit soldatischer Kühnheit und Feldherrntalent die
schlimmen Eigenschaften eines maßlosen Ehrgeizes, der Vergröße¬
rungssucht und der Verschwendung. Viele Jahre verbrachte er
die gute Jahreszeit mit seinen Truppen in fremdem Kriegs¬
dienst und kehrte nur im Winter zu allerlei Kurzweil, zu Hof¬
festen und Jagden u. a. in feine Hauptstadt zurück. Großen
Kriegsruhm erwarb er sich schon in jungen Jahren durch seine
Teilnahme an den Türkenkriegen, insbesondere um die
Befreiung von Wien 1683. Er half die Türken aus Ungarn
zurückdrängen und eroberte 1688, unter dem Namen „der
blaue König" von den Türken sehr gefürchtet, die Festung