11] Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz. 219
den Verwüstungen, welche die Österreicher in Bayern anrich¬
teten. Erst als 1744 der Preußenkönig Friedrich II. wegen
Schlesiens abermals zu den Waffen griff, konnte Karl in sein
Land zurückkehren und dort sterben. Sein Sohn
5. Maximilian III. Joseph (1745—1777) gab die hochfah¬
renden Ansprüche seines Vaters auf und schloß zu Füssen
Frieden mit Maria Theresia. Als guter Landesvater und als
Friedensfürst verzichtete er auf ein verfchwederisches Hofleben
und den Besitz vieler Soldaten. 1759 gründete er die Aka¬
demie der Wissenschaften zur Pflege der Naturwissen¬
schaften und der Geschichte (Monumenta boica seit 1763).
Der Kurfürst sorgte für Hebung der gelehrten Schulen und des
Volksunterrichts; die Kosten mußten die Güter des 1772
aufgehobenen Jesuitenordens decken. Durch den Rechtslehrer
Kreittmayr ließ er die Gesetze verbessern. Auch die Land¬
wirtschaft und das Gewerbe hatten sich seiner thätigen Unter¬
stützung zu erfreuen, nur blieb der Erfolg zuweilen hinter seinem
Eifer zurück. Mit Maximilian III. starb die Ludovieische oder
bayrische Linie aus. Den Verträgen gemäß folgte
6. Karl Theodor (1777—1799), der schon seit 1743
Kurfürst von der Pfalz war und jetzt Bayern und die Pfalz
unter seiner Herrschaft vereinigte. Trotz mancher Wohlthaten,
die er dem Lande durch nützliche Einrichtungen erwies (Straßen-
und Wasserbauten, Verbesserung des Salinenwesens, Verschöne¬
rung der Hauptstadt u. a.), erlangte er nicht die Zuneigung des
Volkes. Er hielt sich nicht gern in Altbayern auf und ver¬
riet durch seine Abtretungs- und Tauschpläne, wie wenig ihm
an Land und Leuten gelegen sei. Schon 1778 trat er Teile
von Niederbayern und der Oberpfalz an den Kaiser
Joseph II. ab. Allein die erbberechtigten Pfalzgrafen von
Zwei brücken und hervorragende Männer des Landes, wie
Lori und Obermayr, bekämpften die Absichten; König
Friedrich II. von Preußen rückte in Böhmen ein und zwang
den Kaiser im Frieden zu Teschen 1779 die bayrischen Lan¬
desteile wieder herauszugeben, ausgenommen das Jnnviertel.
Abermals wollte Karl Theodor ganz Bayern 1785 gegen die
österreichischen Niederlande vertauschen, um so ein Königreich
Burgund zu gründen. Wiederum verhinderte Friedrich der Große
diese Absicht, indem er zur Aufrechthaltung des bayrischen Besitz¬
standes den Fürstenbund schloß. -— Karl Theodor ließ
sich durch Schmeichler und falsche Ratgeber zu allerlei Gewalt¬
streichen verleiten. So verfolgte er die Männer, welche
die Zertrümmerung Bayerns bekämpft hatten; dem im Auf¬
blühen begriffenen Schulwesen schadete er durch Entziehung