Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

15] Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz. 223 
seinem „Volk zu Ehr' und Vorbild", und veranstaltete 1854 
eine deutsche Industrieausstellung, für die er den 
Glaspalast erbauen ließ. . 
4. Ludwig II. (1864 — 1886), der als achtzehnjähriger 
Jüngling seinem Vater folgte, behandelte die deutsche Frage 
zunächst in dessen Sinne. In dem sich zuspitzenden Streite um 
die deutsche Vormackit stellte er sich auf Österreichs Seite. Gegen 
die preußische Mainarmee kämpften die Bayern tapfer, aber 
sieglos; die Folgen unzweckmäßiger Sparsamkeit in den Heeres¬ 
einrichtungen traten zutage. Bis Würzburg und Nürnberg 
drangen die preußischen Heere. Der Besitzstand der Monarchie 
war gefährdet; der Sieger forderte die Abtretung von halb 
Oberfranken und der Rheinpfalz. Auf diese verzichtete Preußen 
im Laufe der Verhandlungen; jenes hatte der bayrische Munster 
von der Psordten schon zugestanden. Da erklärte plötzlich 
Gras Bismarck, es gebe noch einen anderen Weg der Ver¬ 
söhnung, teilte die inzwischen erhobenen Ansprüche Frankreichs 
auf die Rheinpfalz mit und fragte, ob Bayern künftig treu zu 
Preußen, der Deutsche zum Deutschen stehen wolle. Da um¬ 
armten sich beide Männer; der rechte Weg war gefunden. Wie 
die anderen Südstaaten schloß Bayern mit Preußen ein Schutz- 
und Trutzbündnis; der Friedensvertrag legte ihm nur eine un¬ 
bedeutende Grenzberichtigung und einen Kriegskostenbeitrag von 
30 Millionen Gulden auf. König Ludwig schrieb dann froh¬ 
bewegt an den König Wilhelm von Preußen (30. Aug.): „Nach¬ 
dem der Friede zwischen uns geschlossen, und eine feste und 
dauernde Freundschaft zwischen unsern Häusern und Staaten 
begründet ist, drängt es mich, dieser auch einen äußeren symbo¬ 
lischen Ausdruck zu geben, indem ich Ew. Königlichen Majestät 
anbiete, die ehrwürdige Burg Ihrer Ahnen zu Nürnberg ge¬ 
meinschaftlich mit mir zu besitzen. Wenn von den Zinnen dieser 
gemeinschaftlichen Ahnenburg die Banner von Hohenzollern und 
Wittelsbach vereinigt wehen, möge darin ein Symbol erkannt 
werden, daß Preußen und Bayern einträchtig über Deutschlands 
Zukunft wachen, welche die Vorsehung durch Ew. Königliche 
Majestät in neue Bahnen gelenkt hat." 
Der zum Zollparlament ausgestaltete Zollverein 
bildete die Brücke, welche des weiteren den Süden mit dem 
Norden verband. Als 1870 französischer Übermut ben Krieg 
vom Zaune brach, da war der junge Bayernkönig der erste 
deutsche Fürst, der, treu dem Vertrage, an Frankreich den Krieg 
erklärte. Seine Truppen pflückten blutige Lorbeeren. In Ver¬ 
sailles nahm König Wilhelm von Preußen nach dem bayri¬ 
schen Antrag die deutsche Kaiserkrone an. Zweifellos mußten
	        
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