Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

228 Königreich Bayern. [4 
erstreckte sich über den Rhein hin bis zur Mosel und zur Rhone; 
namentlich Purpurwaren wurden gefertigt und ausgeführt. 
Tacitus nannte den Ort splendidissima Rhaetiae colonia. 
Nach dem Zusammenbruche des römischen Reiches wurde Rhätien 
(Vindelicien) zunächst von den Alemannen erobert, kam dann 
unter die Herrschaft der Ostgoten und später unter die der 
Franken (536). 
Das Christentum soll schon im 4. Jahrhundert in Augs¬ 
burg Eingang gefunden haben. Die heilige Asm, deren Gebeine 
die St. Ulrichskirche bewahrt, soll am 7. August des Jahres 
304 in der Stadt den Märtyrertod erlitten haben. Schon im 
6. Jahrhundert ist die Stadt Sitz eines Bischofs. Das Bistum 
wurde unter seinem neunten Bischöfe Wikterp (738—68) unter 
das Erzstift Mainz gestellt. Der 19. Bischof Ulrich, ein Graf 
von Dillingen , der in der Schlacht aus dem Lechfelde 955 tapfer 
mitgefochten hat, wurde der Schutzpatron des Stiftes. Das 
Stift umfaßte die beiden Städte Dillingen, wo die Bischöfe 
gewöhnlich residierten, und Füssen, 31 Marktflecken und eine 
große Anzahl Dörfer und hatte in. seinen guten Tagen eine 
Einnahme von 400 000 Gulden. 
Wie Bayern und ganz Schwaben, so hatte im 10. Jahr¬ 
hundert besonders auch der Augstgau von den plündernden Avaren 
und Ungarn zu leiden. Besonders das Jahr 955 brachte die 
Stadt in schwere Not. Bis unter ihre Mauern verwüsteten die 
Ungarn das Land und nur mit äußerster Anstrengung gelang 
es dem tapferen Bischof Ulrich' die Stadt zu halten, bis Kaiser 
Otto zum Entsatz heranrückte. Da ließen die Ungarn von 
Augsburg ab und wandten sich gegen Otto. In der heißen 
Schlacht aus dem Lechfelde, in welcher die Augsburger der 
Fahne Burkhards von Schwaben folgten, siegte dann endlich 
der deutsche Arm über die feindlichen Scharen so entscheidend, 
daß die Ungarn in Zukunst sich vom deutschen Boden fern¬ 
hielten. Die Zeiten der Not führten der Stadt viele Bürger 
aus dem Landadel zu, der hinter den festen Mauern Schutz 
suchte. Als Lehensleute des Kaisers oder des Bischofs, die 
beide in der Stadt eine Pfalz hatten, zogen sie ein, schlossen 
sich dem städtischen Gemeinwesen an und bildeten mit den an¬ 
gesehenen früheren Bürgern das Patriciat Augsburgs. Die 
freie Stadtgemeinde, die einen Teil ihrer Verfassung wohl aus 
der Römerzeit herübergerettet hatte, bildete sich unter den 
sächsischen und den fränkischen Kaisern im Kampfe gegen die 
Bischöfe allmählich aus. Im 11. Jahrhundert hatten die Bischöfe 
noch das volle Münz- und Marktrecht und erhoben an der 
Brücke, die sie über den Lech gebaut hatten, von den Bürgern
	        
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