16 Königreich Preußen. [iß
war der siebenjährige Krieg (1756—63), in welchem die
Russen Westpreußen raubend und plündernd durchzogen und die
Städte Thorn, Kulm, Marienburg, Dirschau und Konitz be¬
setzten.
15. Die Vereinigung von West- und Ostpreußen und die
erste Teilung Polens. Durch diese Kriege war das Land verwüstet,
seine Kräfte waren erschöpft; Polen, sowie Polnisch-Preußen
befanden sich in einem Zustande äußerster Verwirrung und Zer¬
rüttung. Auch die Herrschaft der Polen in ihrem eigenen Lande
war im Laufe der Ereignisse geschwunden; die eigentlichen Herren
waren die Russen, deren Reich zu dieser Zeit unter Katha¬
rina ü. das mächtigste in ganz Europa war. Nach dem Tode
Augusts III. von Polen hatte Katharina es durchgesetzt, daß ihr
Günstling Graf StanislausPoniatowski zum König ge¬
wählt wurde. Dagegen griff der polnische Adel, unzufrieden
mit der Abhängigkeit vom russischen Hofe, von den Türken unter¬
stützt, wider den König und Rußland zu den Waffen. Zwar
wurde der Aufstand durch russische Heere, welche Polen be¬
setzten, unterdrückt; schließlich aber nahm man Stanislaus ge¬
fangen und entführte ihn aus Warschau. Da nun die Ver¬
wirrung in den polnischen Angelegenheiten immer größer wurde,
so verbanden sich Preußen und Österreich, welche die Macht¬
erhebung Rußlands fürchteten, mit diesem und beschlossen, das
Polenreich zu teilen. 1772 wurde die erste Teilung Polens vor¬
genommen. Friedrich II. erhielt bei derselben Westpreußen
außer Danzig und Thorn, welche erst bei der zweiten Teilung
Polens 1793 an Preußen kamen, und den Netzedistrikt. So
war Westpreußen nach über 300jähriger Abhängigkeit von Polen
wieder mit Ostpreußen vereinigt.