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1 558 die böhmischen Brüder an 40 blühende Gemeinden
bildeten.
3. Gegenreformation; die Jesuiten. Aber es dauerte
nicht lange, so kehrten die Abgefallenen infolge der Thätigkeit
des streitbaren Jesuitenordens in den Schoß der römischen Kirche
zurück. Der polnische Adel, neben dem deutschen Bürgertum der
Städte die Hauptstütze des evangelischen Bekenntnisses, unterlag
der glühenden Beredsamkeit und der beispiellos fein ausgebildeten
Bekehrungskunst der Jesuiten in dem Grade, daß nur wenige
Anhänger des Evangeliums übrig blieben. Damit aber war bei
der hohen Bedeutung des polnischen Adels das Schicksal der
evangelischen Lehre überhaupt entschieden. Unter dem Einflüsse
der Jesuiten wurden in den folgenden Zeiten überhaupt alle
nichtkatholischen Bekenntnisse unterdrückt, ihre Anhänger in der
grausamsten Weise verfolgt und von allen bürgerlichen Rechten
ausgeschlossen. Die Gegenreformation wurde mit einer so furcht-
baren Härte durchgeführt, daß den späteren Generationen kaum
mehr als eine schwache Erinnerung an die polnische Kirchen¬
reformation geblieben ist. —
4. Eingreifen Rußlands; Parteiungen. Da sich die Re-
ligwnsverfolgungen auch auf die Anhänger der griechisch-katholischen
z Kirche erstreckte, so hielt sich die russische Kaiserin Katharina II. zum
Eingreifen für verpflichtet. Schon im Jahre 1764 hatte sie,
freilich vergeblich, volle Gleichberechtigung der Dissidenten ge¬
fordert. Infolgedessen bildete sich unter ihrem Einfluß aus
Dissidenten und Griechisch-Katholischen die Generalkonsöde¬
ration zu Radom. Nun gab ein neu einberufener Reichs¬
tag im Oktober 1767 den Dissidenten ihre Rechte zurück.
Ermöglicht war dieser Beschluß hauptsächlich dadurch, daß
die Zarin die Häupter der Gegner durch ihre Truppen hatte aus¬
heben und bei Nacht und Nebel über die Grenze nach Rußland
bringen lassen. Im nächsten Jahre kam ein neues Staatsgrund¬
gesetz zustande, welches unter russische Garantie gestellt wurde.
Doch auch die Gegner schlossen sich zusammen. In der General¬
konsöderation zu Bar (in Podolien) einigten und erhoben
sich alle altpolnischen Elemente für die nationale Selbständig¬
keit und Unabhängigkeit Polens. Doch auf Grund des Garantie¬
vertrages ließ Katharina alsbald ihre Truppen in Polen ein¬
rücken. Ein blutiger Bürgerkrieg wütete mehrere Jahre in
dem unglücklichen Lande. Die aufständischen Hausen waren
auf die Dauer den wohl disciplinierten Heeren der Russen nicht
gewachsen.
Sie wurden niedergeworfen und die Reste über die Grenze
nach Ungarn und der Türkei gejagt. Doch durfte sich bei der