Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

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Reform des Monchstandes. bet der es nicht so sehr auf priesterliche 
Funktionen abgesehen war, als auf gemeinschaftliche Arbeit in dem 
Dienste der Religion und der fortschreitenden Kultur. Sie ver¬ 
einigten Ökonomie und geistliche, d.h. monastische Tätigkeit. Bern- 
Clairvaux, der ihnen ursprünglich angehörte, hat sie 
ausdrücklich auf den Landbau angewiesen. In sich selbst hielten sie. 
wie man weiß, den engsten Zusammenhang fest. Wie die Stiftungen 
voneinander ausgingen, so blieb fortan auch ihr Verhältnis und 
Zusammenhang, der die ganze abendländische Welt umfaßte. Ihre 
Äetr' ^rmu* und Tätigkeit, besonders auch eine traditionelle 
Wissenschaft der Urbarmachung sumpfiger Landschaften verschafften 
ihnen Eingang tn den früheren Wendenlanden. Erzbischof Wichmann 
Adelte sie in einer Gegend, die dazu besonders Gelegenheit bot, an 
der Jcuthe an. Hier, aus einer über der Sumpflandschaft empor¬ 
steigenden Höhe, errichteten sie das Kloster Zinna 1171, das einige 
,baLauJ etnem Wendenanfall erlag, später aber wiederherge¬ 
stellt glücklich emporkam. Noch einflußreicher wurde es, daß Mark- 
Otto I. in einer von einer Reihe von Seen umgebenen 
Äaldlandschaft das Kloster Lehnin aus Zisterziensern errichtete, 
welches, nachdem es ebenfalls einige Stürme zu erdulden gehabt 
hatte, zu einer kirchlichen Metropole neben Brandenburg erwuchs. 
Man hat dem Markgrafen geraten, an dem Orte eine Burg *u 
errichten; er traf wohl eben das Rechte, wenn er eine Klosterstiftung 
vorzog, von der sich eine friedliche, um so nachhaltigere Einwirkung 
erwarten ließ. Die Zisterzienser waren die vornehmsten Träger der 
Verehrung der Jungfrau und des Kultus der Hostie, welche auf 
einfache Gemüter einen unauslöschlichen Eindruck hervorzubringen 
geeignet waren. Der Anbau des Landes selbst gewann einen 
religiösen Anstrich. Man kann sich die Klosterbrüder lebhaft ver¬ 
gegenwärtigen; den Abt, der inmitten des Urwaldes das Kreuz als 
Zeichen der Besitznahme für die religiöse Idee aufpflanzt; die 
Mönche, von denen die einen die Bäume fällen, die anderen die 
Wurzeln ausrotten, die dritten sie anzünden und einen lichten Raum 
schaffen, von dem dann der weitere Anbau ausgeht. Die Mönche 
verstanden das Ackerland von dem Waldboden zu sondern; vorzüglich 
geschickt waren sie, das Wasser in Teiche zu sammeln oder durch 
Kanäle abzuführen, so daß der Sumpf sich in Wiesen- oder auch 
tn Gartenland verwandelte. Von dem Hauptkloster zogen sie nicht 
aus, ohne Sämereien für Gemüse in die neue Stiftung mitzunehmen. 
Gerade die allgemeine Verbindung der Klöster beförderte den Obst¬ 
bau. Von den Klosterhöfen verbreiteten sich dann Muster und 
Antrieb über das Land. Bei diesem Anblick wird man inne, wie 
sehr der Fortschritt der Dinge von allgemeinen Ideen ausgeht. 
Selbst das ursprünglichste aller Geschäfte, der Landbau, hängt damit 
auf das innigste zusammen. Die Eingeborenen würden das Land 
selbst nie haben in Besitz nehmen können; dazu wirkten die geistlichen
	        
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