— 15 —
und weltlichen Tendenzen, welche den Anlaß zur Einwanderung
gegeben hatten, bei jedem Schritte zusammen. Wenn hier den
geistlichen monastischen Antrieben die belebendste Einwirkung auf die
Landeskultur zuzuschreiben ist, so würden sie doch nichts ausgerichtet
haben, wären nicht kriegstüchtige Ritter und Mannen, die auch
ihrerseits auf die Kultur des Landes hauptsächlich angewiesen waren,
jeden Augenblick bereit gewesen, die eingenommenen Grenzen mit
den Waffen zu verteidigen. So wurde im Laufe des zwölften
Jahrhunderts die große deutsche Kolonie im Osten der Elbe be¬
gründet. Die Markgrafen erwarben unter der Autorität des Reiches,
auf das engste mit der Kirche verbündet, durch kriegerische An¬
strengungen und eine glückliche, von den Umständen der Zeit be¬
günstigte Politik weite Landstriche, die sie nun fürsorgend und
umsichtig in ihr Eigentum verwandeln konnten. Zugleich aber
mußte die Ritterschaft allezeit gerüstet sein, um die feindlichen
Anfälle abzuwehren.
Die fernere Entwickelung des neubegründeten Fürstentums
wurde durch zwei große Ereignisse in den benachbarten Gebieten
bestimmt. Das erste war die Auflösung des Obotritenreiches, welches
von Heinrich dem Löwen, der die Unternehmungen seines Gro߬
vaters fortsetzte, durch einige glücklichen Kriegszüge in dem Mittel¬
punkt seines Bestehens gebrochen wurde, und die Zerstörung der
letzten Tempelburg des Heidentums auf Arkona. Der Bischof von
Roeskilde, Absalon, bezwang, mit dem Schwert gegürtet, die Priester
des Swantewit, die, voll von ihrem Aberglauben, sich auf die Hilfe
ihrer Götzen verließen. Dadurch wurde die prinzipielle Feindseligkeit
eines entgegengesetzten Weltelementes, das zu unaufhörlichem Kampfe
angetrieben hatte und noch immer zurückwirkte, endlich gebrochen.
Aber um so drückender lag dann das durch die Siege ange¬
wachsene Übergewicht des großen Sachsenherzogs über Brandenburg.
Zeiten traten ein, in welchen der Schutz des Kaisers allen
Nachbarn desselben unentbehrlich wurde, und auch dem war der
Herzog zu stark geworden. Er konnte weder einen Kaiser über sich
ertragen, noch von demselben geduldet werden. In dem Kampfe,
der nicht- vermieden werden konnte, behielt das Kaisertum noch
einmal die Oberhand. Der Fall Heinrichs des Löwen führte für
das Reich überhaupt, besonders aber für Norddeutschland, eine
andere Gestalt der Dinge herbei. Die vor kurzem bezwungenen
slawischen Fürsten an der Ostsee, die durch den Widerstand, den die
Bevölkerungen, namentlich in Mecklenburg und besonders hartnäckig
in Pommern, im Kampfe geleistet, ihr Dasein gerettet hatten, aber
doch zum Christentum übergetreten waren und sich dem deutschen
Element nicht mehr widersetzten, wurden reichsunmittelbar. Die
Assanier gewannen eine bevorzugte Stellung. Der jüngere Zweig
gelangte zum Herzogtum Sachsen. Bei einer großen Reichskurie
im Jahre 1184 erscheint der Markgraf von Brandenburg als Erz-