Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

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und weltlichen Tendenzen, welche den Anlaß zur Einwanderung 
gegeben hatten, bei jedem Schritte zusammen. Wenn hier den 
geistlichen monastischen Antrieben die belebendste Einwirkung auf die 
Landeskultur zuzuschreiben ist, so würden sie doch nichts ausgerichtet 
haben, wären nicht kriegstüchtige Ritter und Mannen, die auch 
ihrerseits auf die Kultur des Landes hauptsächlich angewiesen waren, 
jeden Augenblick bereit gewesen, die eingenommenen Grenzen mit 
den Waffen zu verteidigen. So wurde im Laufe des zwölften 
Jahrhunderts die große deutsche Kolonie im Osten der Elbe be¬ 
gründet. Die Markgrafen erwarben unter der Autorität des Reiches, 
auf das engste mit der Kirche verbündet, durch kriegerische An¬ 
strengungen und eine glückliche, von den Umständen der Zeit be¬ 
günstigte Politik weite Landstriche, die sie nun fürsorgend und 
umsichtig in ihr Eigentum verwandeln konnten. Zugleich aber 
mußte die Ritterschaft allezeit gerüstet sein, um die feindlichen 
Anfälle abzuwehren. 
Die fernere Entwickelung des neubegründeten Fürstentums 
wurde durch zwei große Ereignisse in den benachbarten Gebieten 
bestimmt. Das erste war die Auflösung des Obotritenreiches, welches 
von Heinrich dem Löwen, der die Unternehmungen seines Gro߬ 
vaters fortsetzte, durch einige glücklichen Kriegszüge in dem Mittel¬ 
punkt seines Bestehens gebrochen wurde, und die Zerstörung der 
letzten Tempelburg des Heidentums auf Arkona. Der Bischof von 
Roeskilde, Absalon, bezwang, mit dem Schwert gegürtet, die Priester 
des Swantewit, die, voll von ihrem Aberglauben, sich auf die Hilfe 
ihrer Götzen verließen. Dadurch wurde die prinzipielle Feindseligkeit 
eines entgegengesetzten Weltelementes, das zu unaufhörlichem Kampfe 
angetrieben hatte und noch immer zurückwirkte, endlich gebrochen. 
Aber um so drückender lag dann das durch die Siege ange¬ 
wachsene Übergewicht des großen Sachsenherzogs über Brandenburg. 
Zeiten traten ein, in welchen der Schutz des Kaisers allen 
Nachbarn desselben unentbehrlich wurde, und auch dem war der 
Herzog zu stark geworden. Er konnte weder einen Kaiser über sich 
ertragen, noch von demselben geduldet werden. In dem Kampfe, 
der nicht- vermieden werden konnte, behielt das Kaisertum noch 
einmal die Oberhand. Der Fall Heinrichs des Löwen führte für 
das Reich überhaupt, besonders aber für Norddeutschland, eine 
andere Gestalt der Dinge herbei. Die vor kurzem bezwungenen 
slawischen Fürsten an der Ostsee, die durch den Widerstand, den die 
Bevölkerungen, namentlich in Mecklenburg und besonders hartnäckig 
in Pommern, im Kampfe geleistet, ihr Dasein gerettet hatten, aber 
doch zum Christentum übergetreten waren und sich dem deutschen 
Element nicht mehr widersetzten, wurden reichsunmittelbar. Die 
Assanier gewannen eine bevorzugte Stellung. Der jüngere Zweig 
gelangte zum Herzogtum Sachsen. Bei einer großen Reichskurie 
im Jahre 1184 erscheint der Markgraf von Brandenburg als Erz-
	        
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