Schmalkaldischer Krieg: Schlacht bei Mühlberg; Augsburger Religionsfriede. 213
berg, Augsburg, Ulm, Straßburg rc.) stellten unter Sebastian Schärt-
liu, einem klugen und kriegserfahrenen Manne, ein Heer auf. Herzog
Moritz von Sachsen aber stand auf seiten des Kaisers, obwohl er
evangelisch und dazu ein Vetter des Kurfürsten und Philipps Schwieger¬
sohn war. Während die Verbündeten dem Kaiser vor Ingolstadt mit
einem ihm weit überlegenen Heere, aber unentschlossen gegenüberstanden,
erhielt der Kurfürst die Nachricht, sein Vetter Moritz sei in Kursachsen
eingefallen. Sofort verließ er Oberdeutschland und eilte an die Elbe.
Auch Philipp von Hessen zog ab. Nun war es dem Kaiser leicht, die
oberländischen Stände zu unterwerfen; durch tiefe Demütigung und große
Geldsummen mußten sie Verzeihung erkaufen.
b. Schlacht bei Mühlberg. Nach kurzer Zeit hatte Johann Friedrich
sein Land zurückerobert und Moritz in dessen eigenem Lande bedrängt.
Bald aber nahte der Kaiser und besiegte, mit Moritz vereint, das sächsische
Heer bei Mühlberg a. d. Elbe. Der Kurfürst geriet in Gefangenschaft. Er
mußte auf die Kurlande verzichten und Gefangener des Kaisers bleiben.
Seine Söhne behielten nur die jetzigen sächsischen Herzogtümer; den
größten Teil des Kurfürstentums nebst der Kurwürde erhielt Moritz.
Als Karl V. nach seinem Einzuge in Wittenberg auch Luthers Grab
besah, riet ihm Alba, die Gebeine des Erzketzers verbrennen zu lassen;
er aber erwiderte: „Laßt ihn ruhen; er hat seinen Richter bereits ge¬
funden! Ich führe Krieg mit Lebendigen, nicht mit Toten."
Philipp von Hessen konnte sich ohne Hilfe gegen den Kaiser nicht
halten; er warf sich ihm daher zu Füßen und bat um Gnade. Karl
aber ließ auch ihn gefangen nehmen und streng bewachen.
c. Der Augsburger Religionsfriede. In Augsburg ließ Karl
durch Geistliche beider Kirchen eine vorläufige Glaubensvorschrift, das
Interim, aufstellen, das den Evangelischen wenig mehr ließ als Priester¬
ehe, Laienkelch und die eingezogenen Kirchengüter. Viele der Evange¬
lischen weigerten sich deshalb, dasselbe anzunehmen; am beharrlichsten
widersetzte sich Magdeburg. Der Kaiser hatte diese Stadt im schmal-
kaldischen Kriege nicht bezwungen, jetzt erklärte er sie in die Acht und
übertrug Moritz die Ausführung derselben. Dieser war ergrimmt über
die Gefangenschaft seines Schwiegervaters und suchte, nachdem er seinen
Zweck erreicht hatte, seine Untreue gegen seine Glaubensgenossen wieder
gut zu machen. Deshalb zog er die Belagerung Magdeburgs absichtlich
in die Länge, unterhandelte insgeheim mit mehreren evangelischen Fürsten
und schloß ein Bündnis mit dem Könige von Frankreich; diesem ver¬
sprach er, gegen die Besetzung der deutschen Städte Metz, To ul und
Verdun keine Einsprache zu erheben. Damit begann der Verlust
deutscher Länder an Frankreich. Als Magdeburg sich unter günstigen
Bedingungen ergeben hatte, führte Moritz fein Heer gegen den Kaiser,