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für sein Haus anzubahnen. 1537 schloß er eine Erb Verbrüderung
mit den piastischen Herzogen von Liegnitz, Brieg und
Wo hl au, und 1569 gewann er die Mitbelehnung im Herzog¬
tum Preußen.*) Wie die Brüder einmütig gelebt hatten, so starben
sie auch kurz hintereinander, und da Johann kinderlos war, so fiel die
Neumark wieder an das Kurfürstentum zurück.
7. Johann George (1571—98).
§. 108. Glücklicherweise folgte ein sparsamer, friedliebender Fürst,
der freilich die Günstlinge des Vaters (Lippold und die schöne Gießerin)
hart behandelte. Nur der Kanzler Lamprecht Distelmeyer blieb in Gnaden.
Mit großer Strenge führte der Kurfürst auch die Regierung. Wie in
dieser Beziehung, so glich er Joachim I. auch darin, daß er bei seinem
Tode die schädliche Verfügung traf, die Neumark solle abermals als
selbständiges Besitztum einem jungem Sohne übergeben werden.
8. Joachim Friedrich (1598—1608).
§. 109. Sein ältester Sohn erkannte das Testament des Vaters
nicht als gültig an, sondern fand seine jüngeren Brüder im Haus-
vertrage zu Gera (1599) mit der Anwartschaft auf die fränkischen
Fürstentümer ab, erneuerte das Hausgesetz Albrecht Achills und war
mehr auf friedliche Erwerbungen bedacht, als auf kriegerische Thaten;
denn schon standen mehrere Erbschaften in Aussicht. Um die Verhand¬
lungen darüber besser führen zu können, richtete er den Geheimen
Staatsrat ein. Wirklich gelang es ihm auch, 1605 Kurator, Ad¬
ministrator und Gubernator im Herzogtum Preußen zu werden und sich
die jülich-klevische Erbschaft durch ein Bündnis mit den Holländern zu
sichern. Für die Hebung des Handels und des Verkehrs sorgte er durch
den Bau eines Kanals zwischen Oder und Havel (Finow-Kanal). Auch
stiftete er eine Fürstenschule in Joachimsthal. Er starb plötzlich, während
sein Sohn sich auf der Reise nach Preußen befand.
9. Johann Sigismund (1608—19).
§. 110. Dieser erntete die Früchte der Umsicht seines Vaters.
1609 starb der letzte Herzog von Jülich-Kleve, und Johann Sigismund
trat (als Gemahl der Tochter der allerdings schon verstorbenen, ältesten
*) Dies Land hatte der deutsche Ritterorden den heidnischen Pruzzen
entrissen und zu einem mächtigen Staate umgebildet, der in den Zeiten der
Blüte von der Oder bis zur Memel reichte. In der Schlacht von Tannen¬
berg (1410) und im Frieden zu Thorn (1466) war der Orden aber dem
polnischen König erlegen unb hatte nur noch ein kümmerliches Dasein ge¬
fristet, bis ber letzte Hochmeister, Albrecht (aus bem Haufe Hohenzollern,
ein Vetter Joachims I.), bas Orbenslanb zu einem weltlichen Herzogtum
mit Genehmigung bes polnischen Königs als Oberlehnsherrn umgestaltet
hatte. Vgl. II. S. 147. III. S. 26.
Johann
George
1571—98.
Joachim
Friebrich
1598-1608.
Hausvertrag
zu Gera
1599.
Johann
Sigismunb
1608-19.