Full text: Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn vom Stein

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stolz sein, wenn ich bedenke, wie ich zehnmal und hundert¬ 
mal mehr, als ich wert war, von den besten Menschen hier 
auf den Händen, ja nach russischer und altdeutscher Weise 
fast auf den Köpfen und Schultern und Schilden getragen 
ward. Es waren aber viele der Besten und Edelsten hier. 
Zunächst hatte ich hier meine Petersburger Freunde und 
Kriegskameraden von der deutschen Legion, die sich jetzt 
herabgezogen hatte und neue Werbung und Ergänzung 
machte, darunter die preußischen Grafen Friedrich1) und 
Helvetius Dohna, den Freiherrn Horst, einen Osnabrücker, 
Major von der Goltz und mehrere tapfere, damals alle junge 
Gesellen. Die Brüder Dohna alle — einer, Graf Fabian 
Dohna focht damals in Spanien unter Wellington gegen die 
Franzosen — alle Dohnas, ihr vortrefflicher Ältester, der 
Minister Alexander, voran, standen auf der höchsten Höhe 
der Zeit, und ihr Haus und die Gefreundeten und Genossen 
desselben bildeten in der Königsberger Gesellschaft die 
Blütenkrone; die eigentliche Blumenkönigin der Freude und 
Begeisterung war aber die herrliche Gräfin Julie, Friedrich 
Dohnas Gemahlin, Scharnhorsts ähnlichste und ganz von 
seinem Geist durchwehte Tochter, in Gestalt und Gesinnung 
und auch in mancher äußerlichen Art des edlen Vaters Eben¬ 
bild, schlank, blond und schön, sie mit den wirklichsten, 
schönen, himmelblauen Thusneldaaugen, wie man sie von 
einer Tochter des Harzes und der Weser aus dem Cherusker¬ 
lande her, wo Scharnhorsts elterliches Bauernhaus stand, 
sich so gerne einbildet, und wie da schöne, blondlockige 
Bauerndirnen auch heute noch zu schauen sind. 
Diese schöne Harztochter und ihren Vater hatte ich vor 
meiner Rußlandfahrt den verflossenen Frühling 1812 in 
Breslau und in dem schlesischen Bade Kudowa viel gesehen. 
Dort lebten wir in wartender Spannung und Hoffnung. 
x) Jetzt Feldmarschall.
	        
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